„Wir haben lange auf diesen Tag gewartet“

Geschichte der Dresdener Bank im Dritten Reich
aus telegraph 9/1990, von Initiativgruppe „Info“

Die Dresdener Bank ist die zweitgrößte Geschäftsbank der BRD. Während des Nazi-Regimes entwickelte sie sich zu einer hochkonzentrierten Wirtschaftsmacht, deren Anteil an den gesamten Aktiva (arbeitendes Kapital) aller Geschäftsbanken Deutschlands sich auf 14% oder 8,6 Mrd. Reichsmark belief. Allein in den sechs Jahren von 1938-44 verdreifachten sich ihre Aktiva und ihre Einlagen stiegen in gleichem Maß. Die beherrschende Stellung, zu der sie in zwölf Jahren Nazi-Herrschaft aufstieg, resultierte aus der skrupellosen Ausnutzung aller Bereicherungsmöglichkeiten, die das Nazi-Regime ihr bot, zunächst innerhalb Deutschlands, später in allen annektierten Ländern Europas.

Die Dresdner Bank stand in enger Verbindung zu den wichtigsten Industrieunternehmen und übte über ganze Schlüsselbereiche des deutschen Wiederaufrüstungsprogramms eine beherrschende finanzielle Kontrolle aus.

Die neun Vorstandsmitglieder der Bank hatten zusammen 195 Sitze in Aufsichtsräten wichtiger Unternehmen inne. Carl Götz (Aufsichtsratsvorsitzender von 1936-44) saß zudem in mehr Aufsichtsräten der Schwerindustrie wie irgendjemand in Deutschland. Die Dresdener Bank war für die gesamte militärische Flugzeugindustrie die Hausbank. 1937 plante sie gemeinsam mit Admiral Raeder, vom Oberkommando der deutschen Kriegsmarine, die Beschaffung und Tarnung großer Ölreserven in Mexiko und dem Irak.

Sie leitete das Bankenkonsortium, das 1937 das Grundkapital der Hermann-Göring-Werke legte. Die Gründung dieses später zweitgrößten Stahlproduzenten Deutschlands diente ausdrücklich dem Zweck, eine ausreichende Versorgung der deutschen Rüstungsindustrie mit Roheisen zu gewährleisten. Während der Expansionsphase dieses Unternehmens übernahm die Dresdener Bank unmittelbar nach der Annexion der Tschechoslowakei im Auftrag der Hermann-Göring-Werke die acht größten Kohle-, Stahl-, Werkzeugmaschinen-, und Rüstungskonzerne des Landes, einschließlich der Skoda-Werke. Die Dresdener Bank bildete sowohl in Deutschland als auch in den eroberten Ländern die treibende Kraft zur „Zwangsarisierung“ von Unternehmen in jüdischem Besitz. Viele Firmen gingen in ihren Besitz über, nachdem die jüdischen Eigentümer ins Gefängnis oder ins Konzentrationslager verschleppt worden waren, wo man sie unter Androhung der Todesstrafe zwang ihre Geschäftsanteile der Dresdner Bank zu übertragen.

Keine andere Geschäftsbank war so rückhaltlos in ihrer Politik und ihren Praktiken auf den Nationalsozialismus eingeschworen wie die Dresdener Bank. Drei Mitglieder des Vorstandes und Aufsichtsrates waren SS-Brigadeführer und sieben gehörten dem berüchtigten Kreis um Himmler und Keppler an. Die Dresdner Bank besorgte den SS-Organisationen Kredite von mehreren 10 Mill. Reichsmark. Über ihre Filialen diente die Dresdner Bank in den Vorkriegsjahren als Propagandastützpunkte des Nazi-Regimes, wobei leitende Mitarbeiter eine führende Rolle übernahmen. Die Dresdner Bank setzte ihre außerordentliche wirtschaftliche Macht in Deutschland und den eroberten Gebieten dazu ein, der Durchführung der kriminellen Absichten des Nazi-Regimes Beihilfe zu leisten und handelte als Komplize bei den Kriegsverbrechen.

Die Dresdner Bank hat in Dresden ein Informationsbüro eröffnet. Kommentar der Bank: „Wir haben lange darauf gewartet.“