Editorial

DEN PESSIMISMUS ORGANISIEREN! Wer sich umsieht, dem wird mulmig. Die gute Stimmung ist verflogen. Das „Ende der Geschichte“ liegt lange zurück. Selbst die standhaftesten Apologeten von Fukuyamas These des Verschwindens der weltpolitischen Widersprüche nach dem Zusammenbruch des „Realsozialismus“ anerkennen inzwischen die zentrifugalen Kräfte des obsiegenden Weltkapitalismus. Die Geschichte fängt gerade erst richtig an. Der real existierende Kapitalismus zeigt, was in ihm steckt: Im globalisierten Kapitalismus kämpfen Supermächte und „Globalplayer“ vermehrt gegeneinander um Extravorteile. Die „nationale Karte“ erlebt inmitten anhaltender Globalisierung eine beträchtliche Aufwertung. In der Neuaufteilung und Verteidigung von Einflusssphären ist militärische Gewalt als deren Mittel längst rehabilitiert. An den Peripherien toben nicht allein Stellvertreterkriege, sondern die Schwergewichte engagieren sich militärisch inzwischen auch direkt selbst nach Maßgabe ihrer machtpolitischen Interessen. Solchen Interessen folgen auch ihre häufig scheiternden Regime-Change-Strategien, der internationale Waffenhandel und die Handelspolitik. Die Folgen eskalieren: Millionen Menschen werden durch Kriege zur Flucht gezwungen, Hunger- und Elendsregionen, „gescheiterte Staaten“ und allgemeine politische Instabilitäten bekommen mehr und mehr den Status eines „Normalzustands“. Der Trend geht in Richtung sich beschleunigender Aufrüstung und Modernisierung auch des Nuklearpotentials … Editorial weiterlesen