aus telegraph 1/1989 (#01)
Berlin, den 9. 10. 1989
Wir erleben im Moment in der gesamten DDR, wie Menschen in ungeahntem Maße durch Demonstrationen grundlegende politische Veränderungen fordern.
Trotz brutaler Ausschreitungen und Gewaltprovokationen von Seiten der Sicherheitskräfte blieben die Demonstranten der letzten Tage in erstaunlichem Maße gewaltfrei.
Da die Grenze des allgemein gewaltlos Ertragbaren vorsätzlich weit überschritten wurde, müssen wir mit gewalttätigen Auseinandersetzungen von beiden Seiten rechnen, wenn sich der staatliche Umgang mit Demonstrationen nicht grundlegend ändert.
Die Verantwortung für eine Eskalation der Gewalt tragen allein die politisch Verantwortlichen.
Angesichts dieser Situation fordern wir die Bürger unseres Landes zur verstärkten Solidarität mit den in ihrer Würde zutiefst verletzten Menschen, insbesondere mit den politischen Gefangenen in der DDR, auf.
Für den Vorstand der SDP: Martin Gutzeit, Ibrahim Böhme, Angelika Barbe, Rainer Hartmann, Stefan Hilsberg
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