Instandbesetzer protestieren gegen Verwahrlosung von Häusern durch KWV

Erklärung zur Besetzung der Schönhauser Allee 20 in Berlin
Aus telegraph 01/1990, vom 8. Januar

Durch die zentral organisierte Verteilung und Instandsetzung von Wohnungen und Häusern durch KWV und Wohnungspolitik ist die Wohnungs­situation im gesamten Land miserabel. Entweder haben KWV und Woh­nungspolitik nicht den Überblick über Verteilung und Zustand des Wohnraums oder lassen diesen bewußt verfallen. Mehrere junge Leute bezogen Mitte August 1989 die fast leerstehende Schönhauser Allee 20. Wir wissen, daß dieses Haus schon seit 1970 auf dem Abrißplan steht. Deshalb haben KWV und Wohnungspolitik schon seit langem auch keine bzw. nur ungenügende Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Uns wurde gesagt, daß auch die Wiese (Metzer- Ecke Kollwitzstraße) und der Spielplatz (Kollwitzstraße) dem Neubauprogramm zum Opfer fallen werden. Wir möchten uns einsetzen für die Erhaltung des alten Stadtbildes und gegen dessen Zerstörung durch den zunehmenden Bau von Neubauten.

Dieses Haus ist in erster Linie natürlich unsere Existenzgrund­lage, soll aber auch ein Modell gemeinschaftlichen Zusammenlebens und ein Versuch der Selbstbestimmung bzw. ‑verwaltung sein. In diesem Projekt soll die Eröffnung eines Informationscafes und eines Kinder­ladens einbezogen sein.

Wir haben beschlossen, unseren Wohnraum mit eigener Kraft wieder instand zu setzen und zu gestalten.

Um unser Projekt verwirklichen zu können, brauchen wir die Solidarität der Bevölkerung.

GEBT EURE UNTERSCHRIFT, WENN IHR UNS UNTERSTÜTZEN WOLLT!!!!

Wir sind dankbar für Spenden aller Art.

gez. Hausgemeinschaft A.R.S., Berlin/Prenz­lauer Berg, 22.12.89

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