Was wurde am 2. Januar zwischen Modrow und der Opposition besprochen
Aus telegraph 01/1990, vom 8. Januar
Beim Gespräch zwischen Modrow und Vertretern der am Runden Tisch vertretenen Opposition am 2. Januar soll die Regierung ihre Vorstellungen zu Subventionskürzungen oder -streichungen mitgeteilt haben. Diese Informationen soll Modrow aber an die Bedingung geknüpft haben, daß die Vertreter der Opposition darüber Stillschweigen bewahren, um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen. Bisher scheinen sich alle Oppositions-Gruppierungen an diese unsittliche Vereinbarung zu halten. Es war nur zu erfahren, daß die Pläne der Regierung so schlimm seien „wie befürchtet“. Das kann nur bedeuten, daß Modrow im Begriff ist, die Preise für Mieten und Grundnahrungsmittel anzutasten und damit zugleich ein Grundversprechen seiner Regierung zu brechen. Wäre das der Fall, hätte die Bevölkerung in der Tat Grund zur Beunruhigung.
Die Vertreter der Opposition schweigen sich aus. Sollte dieser Plan wirklich bestehen und sich bestätigen, dann gibt es für Modrow nur noch den Weg des sofortigen Rücktritts. Und die Vertreter der Opposition sollten gleich mit ihm zusammen zurücktreten, denn dann hätten sie sich der Kollaboration gegen die eigene Bevölkerung schuldig gemacht.
tllos verhalten hat sich unter diesem Aspekt zweifellos das Neue Forum, das diese Art von Kungeleien von vornherein abgelehnt und an dem Treffen nicht teilgenommen hat.
p.h.
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