Vorstellung: Hermann Weber, „Weiße Flecken“ in der Geschichte

aus telegraph 10/1989
vom 20. Dezember 1989

Die KPD-Opfer der Stalinschen Säuberungen und ihre Rehabilitierung

Der Mannheimer Historiker Hermann Weber belegt in seiner Dokumentation, die 1989 im Frankfurter isp-Verlag erschienenist, daß tausende deutsche Kommunisten, linke Intelektuelle und Künstler Stalins Terror zum Opfer fielen. Wieviele es genau waren, ist bis heute nicht bekannt, ebenso wie die Zahl der Deutschen, die vor dem Faschismus in die Sowjetunion geflohen waren und in Folge des StalinHitler-Paktes an die Nazis ausgeliefert wurden. Die Auswirkungen auf den antifaschistischen Widerstandskampf und die Nachkriegsentwicklung in Deutschland waren verheerend.

Der Autor zeigt, daß von den Spitzenfunktionären der KPD mehr durch die Säuberungen Stalins als durch die Verfolgung Hitlers umkamen, wobei er allerdings weder die Opfer gegeneinander aufrechnen noch den Terror der Nazi-Diktatur bagatellisieren will.

Weber legt uns die bisher umfassendste Liste der Opfer mit biographischen Hinweisen vor. Er verweist aber auch auf die Haltung der damaligen KP-Führung, die die Verfolgten als „Gesindel“ bezeichnete, das „völlig auszurotten“ sei und schilderte wie DKP und SED bisher diese ihre Geschichte verdrängten.

Der Anspruch einer sich neu formierenden SED ist besonders auch an ihrem Verhalten zu dieser schrecklichen Bilanz zu messen.

In der Umwelt-Bibliothek Berlin stehen mehrere Exemplare von Hermann Webers Buch allen interessierten Lesern zur Verfügung.
t.s.

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