Westberliner Polizei gegen Behinderte

aus telegraph 10/1990
von J.K. und Wolfgang Rüddenklau

DDR-Bürger, die es wissen wollten, konnten sich mittlerweile von der steten Einsatzbereitschft und Schlagkraft der Westberliner Polizei überzeugen. Bisherige Maßstäbe wurden aber für unser Gefühl noch einmal gebrochen, als am 17. Mai gegen 11.30 Uhr vor der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche eine Behindertendemonstration zusammengeknüppelt wurde. Unserer Beobachtung nach berichtete niemand darüber. Deshalb holen wir das nach.

Die Demonstranten vom Forum der Krüppel- und Behinderteninitiativen, ca. 100 Rollstuhlfahrer, Spastiker, Blinde und Gehbehinderte mit ihren Begleitpersonen, forderten, daß die Verkehrsmittel Westberlins für alle Mobilitätsbehinderten zugänglich gemacht werden. Das hatte der Verband öffentlicher Verkehrsmittel (VöV) bereits letztes Jahr zugesichert, jedoch nicht verwirklicht.

Als der Demozug die Tauenziehnstraße überqueren wollte, wurde er von 7 Einsatzwagen der Westberliner Polizei gestoppt. Gewaltsam zerrten die West-Bullen unter Anleitung ihres Einsatzleiters mehrere Behinderte, darunter auch Rollstuhlfahrer und Blinde sowie deren Begleitpersonen zwecks Zuführung in die Einsatzwagen. Die Restlichen versuchten, die Bullenautos zu stoppen, wobei es zu neuen Handgreiflichkeiten kam und mehrere Rollstuhlfahrer aus ihren Stühlen gezogen wurden, Gehbehinderte zu Boden gingen und Blinde ohne ihren Führer dastanden.

Wie sagte doch gleich Herr Diestel: „Ich werde die Volkspolizei der westlichen Polizei angleichen.“ Da ham wir ja noch was vor uns!

j.k., r.l.