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aus telegraph #104

Eat the Rich 1
In Ost und West besitzen die reichen 10 Prozent der deutschen Bevölkerung etwa 48 Prozent bzw. 42 Prozent des Privatvermögens. Die ärmere Hälfte verfügt nur über 4,5 Prozent des Vermögens.
Die reicheren 10 Prozent besitzen im Osten durchschnittlich ein Vermögen in Höhe von 422.000 DM, im Westen ein Vermögen von 1,1 Mio. DM. Die untere Hälfte hatte im Osten ein Vermögen von rund 8.000 DM gegenüber 22.000 DM im Westen. Abzüglich Bau- und Konsumschulden gibt es in Deutschland ein Privatvermögen von etwa 8,2 Bio. DM.
Sehr unterschiedlich war die Vermögensverteilung je Haushalt zwischen West- und Ostdeutschland. Ein westdeutscher Haushalt hat ein Vermögen von rund 254.000 DM, im Osten beläuft sich das Vermögen auf durchschnittlich nur 88.000 DM. Hier droht eine Überschuldung.
Rund 20 Prozent der Bevölkerung sind Geringverdiener. Den 13.000 deutschen Einkommensmillionären stehen beinahe 3 Mio. Sozialhilfeempfänger – darunter 1,1 Million Kinder – gegenüber.
Das sich aber selbst mit den Ärmsten noch prächtig Geld verdienen lässt, belegt der Kontostand der Gebrüder Albrecht (ALDI – Gruppe). Mit einem Vermögen von 13,6 Milliarden Dollar (!) nehmen sie den Spitzenplatz der reichsten Personen Deutschlands ein.
Quelle: http://de.finance.yahoo.com/, 25. April 2001, 12:38 Uhr , BILD, 21.06.1999, Erster Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung 2001

Eat the Rich 2
Ladendiebe sind vor allem in ostdeutschen Städten aktiv. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) wies unter Berufung auf die jüngste Statistik des Bundeskriminalamtes (BKA) darauf hin, dass, auf die Einwohnerzahl berechnet, im Jahr 2000 die meisten Ladendiebstähle in Magdeburg begangen worden seien (1913 Fälle pro 100 000 Einwohner), gefolgt von Halle (1844) und Schwerin (1646).
Insgesamt ging es bei der Hälfte aller Ladendiebstähle um Waren im Wert von unter 25 Mark gegangen, erklärte der Verband. Der Gesamtschaden bei den Einzelhandelsunternehmen wurde mit rund fünf Milliarden Mark angegeben.
Quelle: AP, Kölnische Rundschau, 8.6.01

Big Diet 1
Etwa eine Milliarde Menschen leben in extremer Armut von weniger als einem US-Dollar täglich. Elf Millionen Kinder unter fünf Jahren sterben jährlich an Ursachen, die einfach vermieden werden könnten. Andererseits übersteigt der Reichtum der drei reichsten Menschen laut einem UNO-Bericht das Bruttoinlandsprodukt der unterentwickeltsten Länder mit seinen 600 Millionen Bewohnern.
Quelle: Hamburger Abendblatt, 26.1.2001

Big Diet 2
Die durchschnittliche Lebenserwartung in den sogenannten LDC (Least Developed Countries) liegt bei 51 Jahren. In den Industrieländern beträgt sie 78 Jahre.
Quelle: Frankfurter Rundschau, 15.05.2001

Weltmeister
Laut Bundesinnenminister Otto Schily ist Deutschland das sicherste Land der Welt. Der Kriminalitätsstand ist so niedrig wie seit 1993 nicht mehr, was vor allem auch auf die sinkenden Straftaten in Ostdeutschland zurückzuführen sei.
Die Zahl der polizeilich erfassten Straftaten sank in ganz Deutschland auf 6,26 Millionen, im Osten sank sie um rund 3,5 Millionen. Auch die Aufklärungsrate ist mit 53,2% sehr hoch, bei Morden liegt sie sogar bei 95,3%.
Quelle: www.welt.de, 22.05.2001 12:13 Uhr

Europameister
Die Akzeptanz von Zuwanderern ist in Deutschland niedriger als in den meisten anderen Ländern der Europäischen Union. Das geht aus einer Studie der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) hervor. Bei ostdeutschen Jugendlichen ist die Ablehnung von Minderheiten doppelt so stark verbreitet wie in Westdeutschland: Jeder vierte der 15- bis 24-Jährigen Ostdeutschen wird als intolerant eingestuft.
„Intoleranz ist ein Phänomen der jungen Generation in Ostdeutschland und der älteren Generation in Westdeutschland“, sagte Beate Winkler, Direktorin der Beobachtungsstelle, bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Während im Osten 17 Prozent der über 55-Jährigen als intolerant eingeschätzt werden, stehen im Westen sogar 26 Prozent dieser Altersgruppe Minderheiten ablehnend gegenüber. Darüber hinaus sieht die Studie jedoch keine wesentlichen Ost-West-Unterschiede: Insgesamt werden 17 Prozent der West- und 18 Prozent der Ostdeutschen als intolerant eingestuft. Für Joachim Gauck, Mitglied im EUMC-Verwaltungsrat, ist dies das überraschendste Ergebnis. „Es ist erfreulich für den Osten und erschreckend für den Westen, dass der Unterschied nicht größer ist.“
Quelle: Tagesspiegel, 20.04.2001

Bau Auf! 1
Auch mehr als zehn Jahre nach der deutschen Einheit arbeiten die Werktätigen in Ostdeutschland länger als ihre Kollegen in Westdeutschland, verdienen aber weniger.
Die tariflich vereinbarte Wochenarbeitszeit habe im Westen Ende vorigen Jahres im Schnitt bei 37,4 Stunden gelegen, im Osten bei 39,2 Stunden.
Wie das unternehmernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) berichtet, erreichen die ostdeutschen tariflichen Grundlöhne heute im Schnitt 91 Prozent des Westwertes.
Quelle: Dpa, Münchner Neueste Nachrichten, 1.6. 2001

Bau Auf! 2
Die Ökonomen des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) erwarten in ihrem im Juni vorgelegten Bericht eine reale Zunahme der Wirtschaftsleistung zwischen Ostsee und Erzgebirge um 1,5 Prozent. Das wären immerhin 0,4 Punkte mehr als im Vorjahr.
Gegenüber 1991 hat sich die Arbeitsproduktivität verdoppelt. Um in den kommenden zehn Jahren Westniveau zu erreichen, müsste die Produktivitätssteigerung im Osten um jährlich gut vier Prozentpunkte höher liegen als im Westen. Angesichts der Wachstumsschwäche in Ostdeutschland sei dies wenig wahrscheinlich. Selbst ein Produktivitätszuwachs, der um zwei Prozentpunkte über dem westdeutschen Wert liege und Gleichstand in den nächsten 20 Jahren ermöglichen würde, sei ein ehrgeiziges Ziel.
Quelle: Leipziger Volkszeitung Online, 06.06.2001

Republikflucht
Dazugelernt haben offensichtlich die Genossen von der PDS in Schwerin. Vierzig Jahre nach dem Mauerbau kommt man dort, um die grassierende Republikflucht einzudämmen, auf andere witzige Ideen.
In Mecklenburg-Vorpommern – einem der am dünnsten besiedelten und daher von der Abwanderung aus Ostdeutschland besonders betroffenen Bundesländer – soll künftig eine „Rückhol-Agentur“ den Aderlass an qualifizierten Menschen mindern. Aufgabe einer solchen Agentur werde es sein, junge Menschen zur Rückkehr zu animieren, die zur Ausbildung nach Westdeutschland oder ins Ausland gegangen seien, sagte der Schweriner Arbeitsminister Helmut Holter der Süddeutschen Zeitung.
Quelle: Süddeutsche Zeitung, 20. April 2001

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