Rassistische Polizei

aus telegraph 13/1990
von Dirk Teschner

Berlin/Ost – Hauptbahnhof, in der Nacht vom Samstag zu Sonntag
(28./29. Juli), in den Zeit zwischen 22 und 1 Uhr, greifen 6 Faschisten die im Bahnhof bulgarischen und campierenden rumänischen
Flüchtlinge an.

Daraufhin ziehen starke Polizeikräfte mit Helm, Schild, Knüppeln und Hunden im Bahnhofsfoyer auf.

Aber statt die Faschisten zu verjagen, prügelten und traten die Polizisten die rumänischen Frauen, Kinder und Männer brutal aus dem Bahnhofsgebäude und dem Bahnhofsgelände. Panisch flüchteten sich die Rumänen und Bulgaren mit ihrer spärlichen Habe auf den Mauerstreifen/Nähe Köpenicker Straße. 13 Bulgaren wurden festgenommen.

Westberliner und Ostberliner Polizei verhinderten gemeinsam, daß die Flüchtlinge Westberliner Territorium betraten.

Herbeieilende Antifas wurden auf dem Hauptbahnhof von den Staatsschützern beschimpft und Prügel angeboten.

Die Flüchtlinge mußten sich die ganze Nacht auf den Grenzstreifen mit Angst vor Nazis und Polizisten verkriechen. Die Terrorüberfälle der „Volkspolizei“ auf rumänische Flüchtlinge, die als einziges grauenvolles Übernachtungsquartier in Bahnhöfen „schlafen“ müssen, ist in den letzten Tagen „Normalzustand“ geworden.

Rassismus scheint Staatspolitik geworden zu sein. Am Freitag, den 27. Juli werden gegen 21 Uhr schlafende Bulgaren und Rumänen aus dem Hauptbahnhof geknüppelt. Sie sammelten sich auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof. Die Polizei rückte an und trieb die Leute mit Tränengas und Wasserwerfern auseinander. Am 21. 7. versuchte die Bahnpolizei
Polen am Aussteigen aus einem Zug aus Warschau zu hindern. Die Leute drängten trotzdem aus dem Zug. Daraufin ging die Polizei mit Wasserwerfern, Gas, Hunden und Hnüppeln vor. Bezeichnend auch, daß darüber in den Medien kein Wort zu sehen war.

Noch kurz zu den in letzter Zeit ausgesreuten Gerüchten über Zwistigkeiten der Flüchtlinge und AusländerInnen in Westberlin gegen „Neuankömmlinge“ aus Ostberlin. 2 Autos mit Türken fuhren auf dem Grenzstreifen und verteilten an die rumänischen Flüchtlinge Getränke.
d.t.