aus telegraph 2/1989 (#02)
Der für seine Abneigung gegenüber neuen Tapeten bekannte SED-Ideologiewächter Kurt Hager hat sich nun, trotz vieler gegenteiliger Erklärungen seinerseits dazu durchgerungen, gegenüber Radio DDR eine gewisse Notwendigkeit von Veränderungen anzuerkennen. Er möchte nun nach Formen suchen, wie man die Bevölkerung „noch besser“ an der Lösung der anstehenden Probleme beteiligen kann. Das selbst dieser für seine Beharrlichkeit geschätzte Herr sich nun auch aufschwingt, verbal auf fahrende Züge aufzuspringen, sollte einem nicht unbedingt Hoffnung einhauchen, denn inzwischen sammeln sich die alten Herren, die ihre alten Fahnen in neue Winde hängen möchten.
Man kann nur hoffen, daß diese neuen Winde frisch genug sein mögen, um diesem skurrilen Bild keinen Bestand zu gewähren.
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