Auf der Suche nach alternativen Lebensweisen

aus telegraph 02/1990, vom 22. Januar

Der Schutz der Umwelt scheitert an unserer bisherigen Unfähigkeit, aus dem geordneten Konsumdenken und -handeln auszubrechen. Wir sind uns tatsächlich darüber im Unklaren, was für uns mehr zählt, Bequemlichkeit und fragwürdige Genüsse oder eine intakte Umwelt… Wir kennen unsere wahren Bedürfnisse kaum. Aus diesem Grunde müssen wir nach Möglichkeiten suchen, uns selbst kennenzulernen… Für uns stelle ich mir unter anderem folgendes vor:

Irgendwo in der DDR wird eine neue Wohnsiedlung errichtet, insbesondere für jüngere Menschen, die sich ihrer Umwelt ernsthaft verpflichtet fühlen. Aber auch ältere und alte Menschen sind erwünscht.

Diese Siedlung wird entsprechend projektiert. In ihr ist mit Luftverschmutzung und Lärm verbundener Straßenverkehr verboten, ausgenommen Berufsverhr. Es wird so gelebt und gearbeitet, daß nur solche Abprodukte anfallen, die schadlos in den Stoffkreislauf der Natur zurückgeführt werden können.

Landwirtschaft und Forstfachleute erhalten in unmittelbarer Umgebung Flächen zur Verfügung gestellt. Sie betreiben dort die Land- und Forstwirtschaft nach ökologischen Grundsätzen. Bewohner der Siedlung versorgen sich so weit als möglich in allen Bereichen selbst.

Es gibt dort eine eigene Schule. In einem eigenen Schul- und Tiergarten haben die Kinder unter Anleitung von Lehrern (auch Religionslehrern) und Psychologen unmittelbaren Kontakt mit Pflanzen und Tieren. Sie wachsen auf in Ehrfurcht vor dem Leben, im Sinne Albert Schweitzers.

Bürger, die in dieser Siedlung einmal leben wollen, beeinflussen das Projekt im Rahmen gemeinsamer Diskussionen. Sie bauen die Siedlung auch möglichst mit auf…

Von der „Ökoinsel“ könnten einmal wichtige wissenschaftlich begründete Impulse ausgehen. Bis dahin würde jedoch viel Zeit verstreichen. Deshalb sollten ungeachtet der beschriebenen Möglichkeit sofort alle nur denkbaren Wege zu Schutze der Umwelt beschritten werden.

Ich bitte alle Bürger, die die Realisierbarkeit jener Ökoinsel ernsthaft prüfen oder mitwirken möchten, mit mit Kontakt aufnehmen unter folgender Adresse: MR DR. Gilberg, Dorstr. 56, Buckow