aus telegraph 02/1990, vom 22. Januar
61 ehemalige WBA-Räume gibt es allein in Friedrichshain. Was wird mit ihnen?
Die Nationale Front ist aufgelöst, die Rechtslage unklar. In einigen befinden sich Volkssolidarität, Schiedskommission und ähnliches. Aber eben nur in einigen. Die Mehrzahl der Räume ist ungenutzt – also nix wie rein.
Den Anfang machte die Initiativgruppe für „Linke Kietzkultur“ in Friedrichshain. Sie besetzten am 17. Januar die Räume des WBA 19 in der Eldenaer Str. 7. Es wurde eine Besetzungspartnerschaft zwischen der Initiativgruppe und den noch tagenden Kommissionen eingeleitet. In einer Erklärung der BesetzerInnen heißt es u.a.: „Täglich verlassen tausende Menschen unser Land, darunter viele, denen ein niveauvolles Lebensgefühl in ihrem Wohn- und Einkaufsgebiet fehlt. Das tägliche Einkaufen in immer weniger Läden zermürbt. Kommunikation in überfüllten Bierkneipen ist nicht Sache aller. Die Straßen machen einen grauen und tristen Eindruck. Heruntergelassene Rolläden und unzureichend genutzte Räume zeugen davon. Jugendclubs und Diskotheken können diese Lücke nicht schließen. Es besteht also Handlungsbedarf für sinnvolle und unabhängige Kunst- und Kommunikationsbereiche in unserem Bezirk, unserer Stadt.“
Die BesetzerInnen fordern die Zuweisung zur Nutzung der Räume im Sinne der Initiativgruppe, die gemeinsam mit anderen Gruppen und Menschen neue Kulturstrukturen im Stadtbezirk planen und umsetzen wollen. Bezeichnend ist, daß die BesetzerInnen des WBA´s von allen staatlichen Medien der DDR boykottiert werden.
Unterstützt die BesetzerInnen in der Eldenaer Straße und anderswo.
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