aus telegraph 4/1989 (#04)
Einen Tag nach der Schließung der CSSR-Grenze trat die gesamte Grube des VEB Zinnerz Altenberg/Erzgebirge in einen Bummelstreik und reduzierte die Normerfüllung um 20%. Gefordert wurde die Wiederöffnung der CSSR-Grenze und auch darüber hinaus Reisefreiheit. Zur Zeit wird ein Katalog erarbeitet, der die Forderungen der Kumpel enthält. Paralell unterzeichneten große Teile der Belegschaft das „Neue Forum“.
Der Staat reagierte mit Zugeständnissen. Am 6. Oktober erhielten die Kumpels VEB Zinnerz Altenberg das Zugeständnis, daß die Einreise für sie und darüber hinaus für alle Einwohner von Altenberg möglich ist. Realisiert wurde das über einen Sonderstempel, der bis zum 31. Oktober gilt. Schon am nächsten Tag wurden aber die übrigen Bürger Altenbergs bereits von der Regelung ausgeschlossen. Einer Sonderregelung entsprach es offenbar auch, daß Altenbergs Geschäfte zum ersten Mal seit langer Zeit Bananen bekamen.
Ebenfalls in Zusammenhang mit der Schließung der CSSR-Grenze gab es in Ruhla, Seebach und Eisenach stundenweise Arbeitsniederlegungen im Automobilwerk und im Uhrenwerk. Genauere Informationen liegen uns dazu nicht vor.
Am Morgen des 18. Oktober fand bei „Narva“, Bereich Halogenlampen, eine kurzzeitige Arbeitsniederlegung statt. Sofort hinzugeeilten Betriebsbeamten gelang es in Gesprächen, die Arbeiter wieder zur Arbeitsaufnahme zu bewegen.
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