Demokratische Rechte für Neonazis?

aus telegraph 7/1989
vom 04. November 1989

Am Samstag, den 28.10.89, kam es in Berlin nach dem Oberliga-Fußballspiel BFC Dynamo – Dynamo Dresden zu einer Massenschlägerei, die von BFC-Fans unter Führung von ca. 200 Fußball-Skinheads angeführt wurde.

Einen Tag später, am 29.10.89, kam es nach dem Bürgergespräch vor dem Roten Rathaus auf der Friedrichstraße zu einer Zusammenrottung von Nazi-Skinheads; Ihre Zahl wurde von Beobachtern auf 500 bis 1.000 geschätzt. Es wurden lauthals Deutschland-Parolen gebrüllt. Polizeikräfte waren massiv anwesend, schritten jedoch licht ein.

Es kann nicht sein, daß ein Reformbeginn undemokratischen Gruppierungen demokratische Rechte zubilligt.

Bedenklich ist die Ansammlung neofaschistischer Gruppierungen in Fußballstadien. Mehr als bedenklich ist die Tatsache, daß in den Fan-Klubs der Mannschaft der Sicherheitsorgane (namentlich BFC) die Organisierung solcher Gruppierungen geduldet wird.

Eine Möglichkeit der mittelfristigen Bewältigung der Nazi- und Fußball-Skinhead-Szene wäre die Schaffung von sinnvollen alternativen Freizeitmöglichkeiten und darüber hinaus sinnvollen Lebensperspektiven für Jugendliche.

© telegraph. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des telegraph