Mit Braunkohle und Kernkraft in die Krise

aus telegraph telegraph 7/1990

So eine Studie des Unterausschusses „Energie“ des `Ausschusses Kirche und Gesellschaft´. Schon im „telegraph“ 1/90 wurde die Atomeuphorie der staatlichen Stellen in der DDR trotz Tschernobyl festgestellt. Gleiches war bei einem dreitägigen internationalen Energiekongreß der Neuen Forums zu hören. Dort (TAZ 26.2.90) erwähnte der Ostberliner Wärmetechnuker Mattke vom Kombinat Kraftwerksanlagenbau, es gebe eine Epedemie derjenigen SED-Genossen in den Kraftwerken, die eigentlich schon immer das Richtige gewollt hätten. Mattke machte in seinem Berufsstand „grenzenlosen Opportunismus“ aus. Für die Zukunft sei nichts Gutes zu erwarten, denn diese Leute seien die geborenen Partner des Monopolkapitals und „schlimmer als die eigentlichen Kapitalisten“.

Ob Staats- oder Privat- bzw. Monopolkapitalismus, wen wundert´s? Deshalb zeigen, wie die obige Studie feststellt, die staatlichen Energieplaner der DDR kein Interesse an regenerativen (dauerhaften) Energiequellen.

Hier gilt es in der Linken sowie in der Umwelt- bzw. Ökologiebewegung Dampf zu machen, bevor die Schwefeldioxid-Schwaden und die radioaktiven Teilchen unsere Lungen usw. weiter angreifen.

In Dänemark z.B. gibt es schon interessante praktische Beispiele, daß sein kann, was nicht sein darf! Hier wird hauptsächlich im kommunalen Bereich gearbeitet. Wenn ein Landwirt ein Windkraftwerk errichtet, so bekommt er vom Staat 10% der Investitionen und zugleich fachliche Beratung. Außerdem erstellen einige Kommunen regelrecht Windkraft-Inseln mittlerer Technologie. Mehrere Windkraftwerke produzieren Strom zur Einspeisung in das öffentliche Netz. Ein weiteres Beispiel das „Schule“ machen kann: Im Norden Dänemarks in Jütland tat sich ein Dorf zusammen und errichtete eine Biogasanlage und ein Windkraftwerk. Damit erzeugen sie etwa 85% des Energie- Eigenbedarfes. Es ließen sich auf den Dächern weiterhin Sonnenkollektoren (für Wärme) und Solarzellen (für Strom) aufstellen. 1

So aus dem Buch Sonnen-Wirtschaft vom Öko-Institut Freiburg/BRD, S.179: Nimmt man/frau einen Wirkungsgrad für Solarzellen von 10% an und einen Bedeckungsgrad von 80%, so würden rund 4.000 Quadratkilome- ter Landfläche, mit Solarzellen bedeckt, ausreichen, um den gesamten Strombedarf der Bundesrepublik Doitschland für 1984 (330 TWH) zu decken. Allein die heutige Hof- und Industriefläche beträgt aber 11.000 Quadratkilometer. 2

Einige Zeilen weiter: Die Kombination aus Wind, Wasser und Biomasse kann den erforderlichen Flächenbedarf verringern. Ein weiteres Beispiel zum Schluß aus Schweden: Der Techniker Olaf Tegström aus Schweden erreichte einen hohen Bekanntheitsgrad. Durch Hydrolyse aus dem Strom eines Windkraftwerks, das bis zu 55 Kilowatt leistet, gewinnt er Wasserstoff. Dieser reicht aus, um das Haus zu heizen, zu kochen und das Familienauto zu betreiben. Bei Verbrennung von Wasserstoff entsteht Wasser. Erst bei Temperaturen höher als 900 Grad Celsius entsteht Stickstoff.

Hier wäre ein Anreiz für so manche LPG oder kommunale Energie- Versorgung-Vorhaben. Übrigens könnten in Zukunft Blockheizkraftwerke (Wärme und Strom mit Wirkungsgrad bis 90%, bei AKW etwa 35%) mit Wasserstoff betrieben werden. Auch wenn dies teuer ist, ist es doch besser, das Geld in dezentrale Energie-Anlagen als in totsichere AKW´s zu investieren.

In diesem Sinne „Brüder und Schwestern“ zur Sonne zur Freiheit!

1 Red: Das Problematische an Dänemark ist, daß es zwar auf Atomenergie konsequent verzichtet und äußerst vorbildlich regenerative Energien fördert, zugleich aber munter Atomstrom aus der BRD importiert.

2 Red: Solarzellen sind nicht ganz unproblematisch. Sie sind in der Herstellung nicht besonders umweltfreundlich, relativ teuer und machen den Verbraucher von den High-Tech-Konzernen abhängig.

Dagegen können Kollektoren von den Leuten selbst gebaut und selbst repariert werden. Siehe dazu „Energisch leben“, erschienen im Stattbuch Verlag Westberlin. Dort finden sich auch Anleitungen zum selber Bauen aus einfachen Materialien für Kollektoren, Biogasanlagen, Windkraftanlagen etc. Das Buch ist noch im Stattbuch-Verlag, Westberlin, Gneisenaustraße 2 (Mehringhof) für etwa 30 DM erhältlich. (Keine Schleichwerbung, lohnt sich wirklich!)

s.j.