Überlegungen für einen Boykott der Rumfirma Bacardi
von W. Rüddenklau
aus telegraph 471996
Hauptsächlich von bundesdeutschen Initiativen und Organisationen im Umkreis der DKP wird gegenwärtig für die Unterstützung Kubas mobil gemacht. Die Motivlage dieser in stalinistischer Denktradition stehenden Gruppen dürfte klar sein – für sie geht es um den letzten Posten der dahingeschwundenen realsozialistischen Herrlichkeit. Die Fortdauer der Einparteienherrschaft in Kuba ist sicher nicht unterstützenswert. Aber davon kann bei der gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Krise ohnehin keine Rede sein. Längst wird die kubanische Gesellschaft vom Dollar regiert. Wichtige Grundnahrungsmittel gibt es nur noch in Devisengeschäften und ungehindert von den kubanischen Behörden bieten sich Minderjährige gegen Dollar reichen US-Amerikanern an. Spätestens mit dem Tod Fidel Castros wird das Regime zusammenbrechen. Bleibt die Frage, ob das Ende Castros wirklich die Neuauflage der wenig erquickenden Zustände bedeuten soll, die dank der Einflußnahme der USA vor der kubanischen Revolution von 1959 herrschten. Der US-gestützte Diktator Batista entfaltete ein so blutiges Terroregiment, daß den Kubanern schließlich nur noch der Aufstand blieb.
Gegen die gegenwärtig verstärkte Repression der US-Regierung gegen Kuba wenden sich auch zahlreiche Bürgerrechtsorganisationen. Beispielsweise führen vier Pastoren der IFCO, der Pastoren für den Frieden einen Hungerstreik, um die Ausfuhr von 400 gebrauchten Computern für kubanische Krankenhäuser durchzusetzen.
Laut einer Information von E. Jaenicke in SOC/CULTURE/AFRICAN/AMERICAN steht der Bacardi-Clan im Hintergrund der US-Aktivitäten gegen Kuba. Die Firma Bacardi wurde durch die kubanische Revolution enteignet und siedelte sich mit der bekannten Rumfirma in Jamaika an. Sie finanziert propagandistische und terroristische Aktionen und sponserte auch das Einbringen und Verabschieden des sogenannten Helms-Burton-Gesetzes im US-Senat. Laut dem Helms Burton-Gesetz müssen alle Enteignungen, die nach der kubanischen Revolution 1959 vorgenommen wurden, rückgängig gemacht werden, also auch die des blutigen Diktators Batista und seiner Gehilfen. Bis diese Rückübertragung nicht erfolgt ist, soll die US-Blockade gegen Kuba nicht aufgehoben werden. Außerdem wird mit dem Gesetz die offizielle US-Unterstützung von exilkubanischen Gruppen festgelegt.
Jaenicke regt, bisher ohne größeren Erfolg, einen internationalen Boykott der Linken gegen Produkte der Firma Bacardi an.
© telegraph. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des telegraph