aus telegraph 1/1989 (#01)
Eine Diskussion von linken Gruppen und Sympatisanten war für den 2. Oktober in der Berliner Kirche von Unten angesetzt. Leider war ein großer Teil der etwa 120 Teilnehmer in der Erwartung gekommen, es handle sich um eine Versammlung des „Neuen Forum“. So wurde von vielen immer wieder gefragt, ob denn nicht der Sozialismus bankrott sei. Auch Anhänger einer Wiedervereinigung versuchten sich Gehör zu schaffen. Es gelang nicht, zwischen den auseinanderstrebenden Parteien einen konstruktiven Diskussionsstrang zu entwickeln.
Erstaunlich genug war aber, daß sich die Versammlung auf fünf Essentials der Böhlener Plattform einigen konnte:
– gesellschaftliches Eigentum an Produktionsmitteln als die vorherrschende und perspektivische Grundlage sozialistischer Vergesellschaftung
– Ausbau der Selbstbestimmung der Produzenten in Verwirklichung realer Vergesellschaftung der gesamten ökonomischen Tätigkeit
– konsequente Verwirklichung des Prinzips der sozialen Sicherheit und Gerechtigkeit für alle Gesellschaftsmitglieder
– politische Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, konsequente Verwirklichung der ungeteilten Menschenrechte und freie Entfaltung der Individualität jedes Gesellschaftsmitglieds
– ökologischer Umbau der Industriegesellschaft.
Arbeitsgruppen wurden zu Schwerpunktthemen wie Wirtschaft, Politik, Kultur gebildet. Bei einem Arbeitswochenende, das noch geeignet angekündigt wird, soll in Arbeitsgruppen und Plenum das Projekt einer vereinigten Linken eine Fortsetzung finden.
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