Von Clemens Schittko
Wo bleibt die Revolution?
Wer macht sie? Und was kostet sie?
Wo bleibt der Aufstand der Armen?
Wann werden die Paläste der Reichen und Mächtigen gestürmt?
Wo bleiben Aufruhr, Protest und Revolte?
Wo bleiben Tumulte und Unruhen – oder einfach nur Widerstand?
Wo bleibt er, der Umsturz?
Wann sind die Konten geplündert?
Wann brennen die Banken?
Wann überschütten wir uns mit Alkohol und zünden uns an?
Wann laufen wir als brennende Fackeln durch die Straßen?
Wie ist das mit dem Rausch?
Wie verhält es sich mit dem Wahn?
Wie gehen wir mit der Besessenheit um?
Wer organisiert den Taumel, den Exzess?
Wer oder was entfacht unsere Lust am Töten?
Wo bleibt die Revolution?
Wie lange wollen wir noch auf sie warten?
Wie alt wollen wir noch werden?
Wie lange wollen wir uns noch erniedrigen lassen?
Wann kippt das System?
Wann ist der Kapitalismus am Ende?
Wann fickt er sich endlich selbst?
Wo sind denn die Millionen von Linken, wenn man sie braucht?
Warum geht denn niemand auf die Straße?
Warum sitzen wir immer noch da und reden, ohne zu wissen, worüber wir eigentlich reden?
Warum hören wir uns immer noch zu?
Wann kippt endlich das System? Oder ist es bereits gekippt, und wir haben es nur noch nicht gemerkt?
Und merken wir überhaupt noch etwas?
Sind wir nicht längst Teil dieses Systems?
Haben wir uns nicht schon vor sehr langer Zeit korrumpieren lassen?
Geht es uns inzwischen nicht schon viel zu gut?
Haben wir inzwischen nicht schon viel zu viel zu verlieren?
Kurzum: Haben wir inzwischen nicht schon viel zu viel Angst?
Wer sind wir eigentlich? Oder müsste man vielmehr fragen, was wir eigentlich sind?
Und wo bleibt sie nur, die Revolution?
Was hat uns so satt gemacht?
Wie konnten wir uns nur so einrichten in unserer Bürgerlichkeit?
Wäre es nicht an der Zeit, das Wort „Revolution“ aus dem Vokabular zu streichen, wenn es die Revolution überhaupt nicht gibt? Oder kommt die Revolution erst dann, wenn das Wort aus dem Vokabular gestrichen ist?
Was sind das nur für Fragen?
Sind wir denn noch ganz bei Trost?
Haben wir nichts Besseres zu tun?
Sollten wir nicht besser arbeiten gehen? Oder sollten wir nicht wenigstens einkaufen gehen, wenn wir schon keine Arbeit haben?
Wozu gibt es denn die vielen schönen Dinge in den Geschäften?
Sind sie nicht ausschließlich dazu da, um uns schöner zu machen? Oder lenken sie in Wahrheit nur davon ab, endlich die Revolution zu beginnen?
Denn wo bleibt sie nur, die Revolution?
Wo ist der Aufstand der Masse(n)?
Wann findet er statt, der Generalstreik der Arbeiter?
Wann erheben sich endlich die Frauen?
Wann besetzen die Studenten die Universitäten?
Wo bleibt die Rebellion der Rentner?
Warum verlassen die Künstler und Intellektuellen ihre Schreibtische nicht?
Und was braucht es eigentlich noch, damit sich die Unterschicht mit den Migranten verbündet?
Wann erkennen sie endlich ihre gemeinsamen Interessen?
Wie lange wollen wir uns noch von der Politik für dumm verkaufen lassen?
Wie lange ertragen wir noch die Lügen der Massenmedien?
Wie lange wollen wir noch für die sogenannten Arbeitgeber arbeiten?
Wann hört die Enteignung durch die sogenannten Vermieter auf?
Wann endet die Umverteilung von unten nach oben?
Wann ist Schluss mit der täglichen Ausbeutung und Unterdrückung?
Wer stoppt die tägliche Erniedrigung?
Was tun wir gegen die flächendeckende Überwachung?
Wie lange wollen wir uns noch gegeneinander
ausspielen lassen?
Wie lange glauben wir noch den Versprechungen
irgendwelcher selbsternannter Eliten?
Wie viel Werbung braucht es eigentlich noch, bis wir an den Slogans krepieren?
Wie viel Heuchelei lassen wir uns noch gefallen?
Wie viel Verlogenheit ist noch nötig, bis wir alles kurz und klein schlagen?
Warum schaffen wir nicht einfach alle Parteien, Kirchen und Gewerkschaften ab?
Warum müssen wir dabei immer gleich an Adolf Hitler denken?
Sind wir inzwischen nicht selbst alle zu kleinen Diktatoren geworden?
Gibt es inzwischen nicht 80 Millionen Hitlers in Deutschland, die sich mehr oder weniger neutralisieren?
Haben wir aus den Konzentrationslagern etwa keine Schlachthöfe gemacht?
Warum können wir die sogenannten Nutztiere nicht wie unsere Haustiere behandeln?
Warum immer diese sprachlichen Unterscheidungen?
Warum immer diese Unterscheidungen in Gut und Böse?
Warum können wir nicht einfach anerkennen, dass wir nichts weiter als ein Stück Scheiße sind?
Wieso brauchen wir immer noch irgendwelche Führer?
Woher kommt diese Unterwürfigkeit?
Woher kommt dieser Kadavergehorsam, dieser typisch deutsche Untertanengeist, diese Arschkriecherei?
Wieso lassen wir Jesus Christus nicht einfach tot sein?
Wieso muss er jedes Jahr für uns aufs Neue geboren und gekreuzigt werden?
Sind wir denn nicht selber in der Lage, zu sterben und aufzuerstehen?
Was hält uns ab vom Töten, wo uns doch anschließend immer wieder vergeben wird?
Wieso besteht unser einzige Sinn im Leben darin, ständig den Tod zu verdrängen?
Wieso bewegen wir uns nur noch von Fußball-Live-Übertragung zu Fußball-Live-Übertragung und werden dabei immer dicker?
Wer sind diese Leute, die in den allabendlichen Talkshows Beifall klatschen?
Wann hat diese Dauerberieselung ein Ende?
Was tun wir, wenn irgendwann das Geld nicht mehr fließt?
Was ist, wenn irgendwann der ganze Elektroschrott, der uns verblödet, nicht mehr hergestellt wird?
Kommt dann endlich die Revolution?
Ist dann bald Schluss mit dem ewigen Gedaddel und Gebrabbel?
Wieso müssen wir auch immer irgendetwas in den
Händen haben?
Wieso kann dieses Irgendetwas nicht einfach eine Schusswaffe sein, die wir uns an den Kopf halten?
Wann hört das alles auf?
Wann ist das alles vorbei?
Wie lange wollen wir uns das noch gefallen lassen?
Wie lange werden wir das noch so hinnehmen?
Was ist das nur mit uns?
Was sind wir bloß für durchgefickte Zombies?
Wo bleibt die Revolution?
Wo ist er, der Aufstand?
Warum lässt der Bürgerkrieg noch immer auf sich warten?
Warum findet die Revolte nicht hier und heute statt?
Was muss denn noch alles passieren, damit die Lügen ein Ende haben?
Was muss denn noch alles passieren, damit Schluss ist mit der Heuchelei?
Wann gehen wir endlich zum Ficken auf die Straße?
Wann verrichten wir unsere Notdurft endlich wieder im Freien und scheißen nicht länger die eigene
Wohnung zu?
Was hat das alles zu bedeuten?
Was soll das ganze überhaupt?
Und warum tut sich eigentlich bei den sogenannten Arbeitslosen nichts?
Warum schweigen ausgerechnet die Alleinerziehenden?
Wie viel Verzweiflung braucht es, damit der blanke Hass hervortritt?
Wie viel Wut ist nötig, damit sie in offene
Feindschaft umschlägt?
Was bringt die Verhältnisse zum Tanzen?
Wann kippt es, das System?
Wann haben wir endlich genug von diesem Staat?
Wo bleibt die Revolution?
Wer macht sie? Und was kostet sie?
Wohin soll das alles noch führen?
Warum haben wir nur solche Angst?