BERLIN: ARM, ABER NICHT MEHR SO SEXY

Die Stadt mit dem morbid-kreativen Charme wurde spätestens in den 90er Jahren zum Mythos. In der Realität wachsen heute jedoch Kommerz und Spießigkeit auf ein vielerorts unerträgliches Maß heran und verdrängen nicht nur die Kunst- und Kulturschaffenden. Ein Abgesang.

Von Jenz Steiner
aus telegraph #124

Berlin lebt von seinem „runtergekommen, aber Kreativ“-Image. Reiseführer bejubeln das Nachtleben und die Nischen, die Brachen, Bars und Bauruinen, die Freiräume für Freigeister. Berlin – das steht für Spätverkauf statt Sperrstunde, für Karaoke Shows im Park, zu denen mehr Menschen pilgern als zum Papst. Berlin verändert sich schnell. Die Innenstadt bietet immer weniger Platz für Menschen mit wenig Geld. Die Stadt ist sauberer geworden. Kommerzielle Werbefl ächen haben den Platz eingenommen, den Graffiti, Aufkleber und wilde Plakate einmal erobert hatten. Dabei waren genau diese Hingucker, diese Dornen in den Augen der konservativen Spießbürger doch immer die Indikatoren für eine lebendige, eine bunte Stadt. Was ist noch dran am Mythos vom Künstler-Eldorado mit den billigen Mieten, den geringen Lebenshaltungskosten und den großartigen Zwischennutzungsmöglichkeiten?

Etwa 140.000 sogenannte Kreativdienstleister leben und arbeiten in Berlin, einer Stadt mit einer Schuldenlast von 25.573 Euro je Einwohner. Mehr als 6.000 Menschen bezeichnen sich hier als professionelle Künstlerinnen und Künstler. Wie viele wirklich von ihrer Kunst leben können, ist schwer messbar. Einer der Wenigen, die es können, ist der Graffiti-Maler und Kletterer Christian „Lake“ Wahle. Den Umstand, dass er es kann, bezeichnet er als Glück. Er würde sich zwar nicht als Ausnahme betrachten, weiß aber, dass sein Lebensstil für Berliner Kunst- und Kulturschaffende nicht die Regel ist. „Bei uns auf dem Gelände ist der Mythos noch teilweise Realität“, stellt er fest. Mit „Gelände“ meint Lake das 1994 geschlossene Reichsbahn- Ausbesserungswerk „Franz Stenzer“ in Berlin- Friedrichshain. Seit Ende der Neunziger entstand in den alten Werkhallen zwischen Warschauer Straße, Stadtbahn und Revaler Straße der fl ächenmäßig größte Anlaufpunkt für Sub- und Soziokultur in Berlin und wahrscheinlich auch in ganz Europa. Die Projekte auf dem Areal: der RAW-Tempel, die Skatehalle Berlin und der Club Cassiopeia sind inzwischen allen jüngeren Berlinern ein Begriff. Einen ehemaligen Reichsbahn-Bunker auf der Freifl äche funktionierte Lake mit Freunden und Bekannten in den letzten sieben Jahren zur Kletteranlage „Der Kreisel“ um. Er wollte eine Alternative zu den teuren Boulderhallen in der Stadt schaffen.

Was auf der brachliegenden Bahnanlage 1999 als ambitionierte Form der „Stadtentwicklung von unten“ begann, ist inzwischen zum Kleinod, zum Biosphärenreservat in der Stadt geworden und muss heute als Vorzeige- Subkultur herhalten. Manchmal fühlt sich Lake dort wie im Zoo.

„Die meisten Touristen, die hier durchrennen, wirken auf mich, als würden sie das zwar interessant finden, aber nicht unbedingt Lust haben, hier zu leben oder arbeiten.“

Den Mythos vom armen und kreativen Berlin hätte es in den Neunzigern und den Nuller Jahren schon gegeben, meint Lake. Nahezu alles sei möglich gewesen. Es hätten fast schon anarchische Verhältnisse geherrscht. Heute sei der Mythos jedoch stärker als die Realität. Klubbetreiber würden inzwischen versuchen, das Berlin-Klischee künstlich zu erfüllen. „Die machen das nicht unbewusst wie in den Neunzigern“. Damals hätten die Leute aus Finanznöten und Prioritätsgründen gar keinen Wert darauf gelegt, dass alles schick aussieht. Also blieb alles wie es war. Das verlieh der Stadt den morbid-kreativen Charme. „Daraus ist der Mythos geworden. Jetzt, da der Mythos von Touristen gesucht und verlangt wird, wird er ihnen auch geboten, denn sie zahlen ja auch dafür“, bilanziert Lake.

Einer, der diese Entwicklung sehr aufmerksam und aus nächster Nähe verfolgt hat, ist Lars Döring. Er war in der ersten Hälfte der Neunziger Aktivist im Künstlerhaus Acud und über 15 Jahre hinweg Betreiber des Drum’n’Bass Klub icon in Berlin Prenzlauer Berg. Sein Klub in den Kellergewölben der alten Malzbierbrauerei Groterjan hatte sich über die Jahre zur international angesehenen Party-Location für elektronische Tanzmusik entwickelt. Doch der Gewerbehof auf dem Nachbargrundstück ist inzwischen einer privaten Wohnanlage mit Eigentumswohnungen gewichen. Plötzlich war das alteingesessene icon ein Fremdkörper im Bezirk. Anwohneranrufe bei der Polizei, Anzeigen, Anwaltspost und Beschwerden wegen Ruhestörungen standen auf der Tagesordnung.

Gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin Pamela Schobeß gab er im Januar 2012 zwar den beliebten Veranstaltungsort auf, nicht aber sein kulturelles Engagement für die Stadt. Beide haben in Berlin Kreuzberg ein neues Projekt gestartet – das Gretchen. „Ich fi nde es wichtig, dass man mit Projekten abschließt und neue macht und dagegen hält und den Leuten, die die Stadt kaputtmachen wollen, zeigt, dass Berlin keine Kleinstadt ist.“ Wenn man wolle, dass Berlin sexy bleibt, müsse man auch daran arbeiten.

Lars Döring selbst geht dabei gerne nach der Methode „Versuch und Irrtum“ vor. „Einfach machen und das, was man sich als Ziel gesetzt hat, verfolgen. Man sollte sich nicht von bestimmten Begebenheiten entmutigen lassen und einfach weitergehen, egal was passiert.“ Dennoch stieß die icon-Schließung nicht nur bei Klubgängern auf Empörung und schlug hohe Wellen in der Medienwelt.

Klubsterben war in der Berliner Lokalpresse in den ersten Wochen des Jahres das große Thema. Jeder kultur-affi ne Schreiberling redete nun hauptsächlich über den großen kulturellen Verlust. Doch Lars Döring betont, dass an das Aus für einen Veranstaltungsort mehr gekoppelt ist als nur das Schicksal der Künstler und Betreiber. „Da hängen nicht nur Deine Mitarbeiter dran, sondern auch eine ganze Infrastruktur von Getränkelieferanten, Putzfirmen, Eislieferanten, Gemüsehändlern und der ganze Kiez. Leute gehen vorher zum Spätkauf oder in ein Restaurant und später noch in eine Bar.“ Viele von denen würden es merken, dass nun niemand mehr in den einst so beliebten Bezirk Prenzlauer Berg kommt.

Lang ist die Liste der inzwischen verschwundenen Freiräume und Veranstaltungsorte in Berlin. Besonders stark spürt man das in Prenzlauer Berg, der seit der Wende so oft als Szenebezirk bezeichnet wurde. Zuerst mussten die weichen, die sich nicht wehren konnten, die Hausprojekte und Jugendeinrichtungen. Zuletzt schloss dort der kdr, der Klub der Republik seine Pforten. Eigenartig, dass die, die für seinen Erhalt auf die Straße gingen, nicht die waren, die dort am Wochenende tanzten und feierten. Der Klub der Republik – ein zweietagiger Flachbau, mit großer Glasfassade im zweiten Stock und den gleichen Lampensystemen wie im Palast der Republik entwickelte sich in den letzten zehn Jahren zum alternativen Kulturzentrum. Die kdr-Macher stellten viel auf die Beine: DJ-Sets und Lesungen, aber auch Theaterstücke und Fußballspiel-Übertragungen mit Live-Kommentar. Ende Januar war endgültig Schluss. Nach etlichen Eigentümerwechseln entsteht auf dem Grundstück nun eine weitere Anlage mit Eigentumswohnungen für Käufer mit gehobenen Ansprüchen.

Dabei wäre der Klub der Republik in der Pappelalle ein exzellentes Beispiel dafür gewesen, wie man ein Zwischennutzungsprojekt langfristig in einen festen und unabhängigen Veranstaltungsort umwandelt. Dass das Thema Zwischennutzung in Berlin ein zweischneidiges Schwert ist, haben die Macher des kdr ganz deutlich zu spüren bekommen. Für sie war das Projekt in seiner letzten Phase sowohl eine starke fi nanzielle als auch emotionale Belastung. „Was uns ärgert, ist, dass wir die Immobilienentwicklung für die Eigentümer machen und zum Teil auch mit immensen Mieten dafür sorgen, das die sich die ganze Zeit refi nanzieren können mit ihren Immobilienkosten“, meint der ehemalige kdr-Betreiber Dominik, der in der Öffentlichkeit nur mit seinem Vornamen zitiert werden möchte. Mit seiner Meinung steht er nicht alleine da.

Der Hausbesetzer, Fotograf und ehemalige Betreiber des Klubs Maria am Ostbahnhof sagte bereits im Mai 2011 in der taz: „Es gäbe genug leer stehende Gebäude, in denen man etwas Neues aufziehen könnte. Aber es ist schwer geworden, sie zu nutzen. Die Eigentümer wollen langjährige Pacht oder einen Kauf, verbunden mit hohen Investitionen. Für eine Eigentumswohnung mag das passen: In der will man lange wohnen.“ Ähnlich sieht es Lars Döring. „Die Szene kann nicht mehr weiterziehen in dieser Stadt. Der Punkt ist halt überschritten.“ Im Gegensatz zu den Neunzigern sei es heute sehr schwierig, neue Räume aufzutun und sie zu bezahlen.

Zwischennutzung steht oft gar nicht mehr zur Debatte. Gerade im Nordosten der Berliner Innenstadt sind Freiflächen nicht nur rares Gut, sondern auch zum Politikum geworden. „Dazu kann man noch sagen, dass es in Prenzlauer Berg nahezu unmöglich ist, eine Brache, eine unbebaute Fläche zu erhalten, selbst wenn die Eigentümer es wollten“, ergänzt Dominik vom Klub der Republik. Grund dafür sei der Druck und der politische Wille, den alten Stadtgrundriss wieder herzustellen.

Doch zäh hält sich der so liberale und kreative Ruf Berlins. Außerhalb der Stadtgrenzen bekommt man offensichtlich vom Wandel der Stadt wenig mit.

Dass das so bleibt, dafür sorgen jugendliche Reiseführer wie Lonely Planet, Zeitungsartikel in der internationalen Presse und Stadtmarketing- Websites wie visitberlin.de.

„Party im Hostel. Shopping auf dem Flohmarkt. Trendscouting im Club. Die Moden werden in Berlin gemacht. Die Partys auch. Berlin ist die Stadt der unendlichen Möglichkeiten. Zum Beispiel Musik: Erst hörst Du Dir die berühmten Philharmoniker an, mit ihrem noch berühmteren Dirigenten Sir Simon Rattle. Und danach tanzt Du zum DJSet von Ricardo Villalobos, dem Überfl ieger der internationalen DJ-Szene. Er legt auf in einem der 200 Berliner Clubs.“, heißt es auf der Website.

Der für seine Geheimtipps bekannte Reiseführer Lonely Planet beschreibt Berlin als eine Mischung aus „posh“ und „punk“, aus Glamour und Gerümpel, Galerien und Gourmet- Tempeln, Ethno-Imbissen und Guerrilla- Klubs.

Die britische Zeitung „The Guardian“ schrieb im März „Let’s move to Kreuzkölln, Berlin! It’s the epicentre of cool“. Kreuzkölln, also das angesagte Grenzgebiet zwischen Kreuzberg und Neukölln mit seinen Mietskasernen sei schön runtergekommen und eigne sich bestens für Sonntagsspaziergänge am Kanal. Besonders toll seien die Straßen mit den Hipster-Horden und kunstvoll-schmuddeligen Bars und Cafés. Ein Tag in Berlin Kreuzkölln fühle sich an wie ein Sommer in Italien.

„Die ganze Welt kommt gern zu Dir, Berlin, Berlin“, sang der im Wedding aufgewachsene Schauspieler Harald Juhnke einmal. Die Liedzeile hat bis heute nicht an Wahrheit verloren. Davon profi tieren Kunst- und Kulturschaffende nur marginal. Sie sind zwar noch immer die Aushängeschilder und Zugpferde der Stadt, doch das Geld verdienen Andere.

Sexy ist Berlin vor allem für einen Geschäftszweig. Was zu Goldgräberzeiten im wilden Westen die Schaufelverkäufer waren, ist heute in Berlin die Hotel- und Gastro-Branche. Sie profitiert besonders vom Mythos der Stadt als Hort der persönlichen Freiheit, als Hochburg der Musik, als Ort, an dem man sich frei entfalten kann. Von 20 Millionen Übernachtungen in Berlin pro Jahr berichtet die Allgemeine Hotel- und Gastronomiezeitung. Während New York gerade mal auf 55.000 Schlafplätze in Hotels kommt, hat Berlin nach Angaben der Hotel- und Hostelkette A&O 120.000 Hotelbetten, davon etwa ein Drittel im sogenannten Budget-Bereich. Das sind Hostels und Herbergen mit weniger komfortabler Ausstattung. Die starke Ausrichtung auf junges Publikum ist eine logische Konsequenz des „arm, aber sexy“-Images der Stadt. Jeder zweite Berlinbesucher ist laut Tagesspiegel unter 30 Jahre alt.

Die Art der Vermarktung und Kommerzialisierung der Stadt zieht nicht nur Künstler an, sie vertreibt auch Kunst- und Kulturschaffende. Dominik vom kdr meint: „Na klar! Es gibt noch diesen Mythos. Doch ich kenne auch viele Leute, die aufgegeben haben und sagen, sie gehen lieber weiter in den Osten oder ins Ausland.“ Dort hätten sie noch mehr Möglichkeiten und Freiheiten. Einer, der Berlin den Rücken zugekehrt hat, ist der Grafi ker und Illustrator Gregor Hinz. Er hat nach seinem Studium noch ein Jahr als Grafi kdesigner in Berlin gearbeitet. Das sei eher holprig gelaufen. Dann zog er nach Kiel. Den Schritt aus einer 3,4-Millionen-Metropole in eine Stadt mit knapp 240.000 Einwohnern bereut er nicht. „Ich habe das Gefühl, dass es hier völlig überfüllt ist“, sagt er über Berlin.

Die Vorzüge für Künstler in Berlin kennt Gregor Hinz genau. „Hier gibt es viel Kunst, Vernissagen, Graffiti, Zeitungen und Comic-Hefte. Man kann sich schnell inspirieren lassen, aber auch schnell klein gemacht werden. Insofern ist es gar nicht zwangsläufig so, dass Berlin einen krass voranbringt. Es gibt eine riesige Konkurrenz.“ Einerseits könne man hier schon viele Eindrücke und Informationen gewinnen, andererseits gäbe es kaum Stipendien und kaum Wege, Journalisten zu bedienen und von Journalisten bedient zu werden. In Kiel sei das deutlich einfacher. „Da komme ich auch mit einer einfachen Ausstellung schon in die Presse.“ Den Hype um Berlin als große Künstlerstadt betrachtet er dennoch mit Gelassenheit. „Metropolen wechseln sich ab, die kreative Führung zu haben“, ist sich Gregor Hinz sicher. Zwar habe die Stadt gerade noch die Nase vorn, doch sei das Verschwinden von Kultur ein Indikator dafür, dass der Zyklus zu Ende gehe.

Der Musiker Danny Bruder bricht eine Lanze für Berlin. Er wird bleiben, egal wie hart die Zeiten sind. Er kennt Berlin aus drei Perspektiven. In Zeit vor dem Mauerfall hat er Kreuzberg als ruhigen aber revolutionären Bezirk erlebt, in dem man auf der Straße Federball spielen konnte und Polizeiautos mit Gemüseresten beworfen hat, wenn sie sich nach SO 36 verirrt hatten. Er hat die subkulturelle Aufbruchstimmung nach dem Mauerfall miterlebt und die Umstrukturierung der Stadt in den letzten Jahren verfolgt.

Berlin bleibt für ihn die einzige Stadt, in der er leben möchte. „Es lohnt sich nach wie vor, dafür zu kämpfen, dass Berlin die billigste Stadt Deutschlands bleibt.“ Dafür müsse man 56 telegraph 124 2012 aber auch etwas tun, weiß Danny Bruder. „Das Einzige, was ich nicht so sexy fi nde, ist, dass der Kampfgeist ein bisschen auf der Strecke geblieben ist.“ Damit spielt er weniger auf heiße Demos an als auf den Zusammenhalt der Menschen untereinander. „Den Letzten beißen die Hunde.“ Heute müsse man fürchten, aus seiner Wohnung zu fl iegen. „Man kann sich nicht darauf verlassen, dass die anderen Mieter und Mitbewohner dann auf der Matte stehen und sagen: Ja, is‘ nich! Mehr Geld gibt es nicht. Der bleibt hier.“

Danny Bruder stören auch noch andere Dinge: etwa der Ausverkauf der Stadt, die dichte Bebauung des Spreeufers, die den Menschen die freie Sicht auf’s Wasser nimmt. Doch der schlimmste Gentrifi zierungsfaktor sind in seinen Augen Studenten-WG’s, deren Bewohner ohne Sorgen 300 Euro und mehr für ein kleines Zimmerchen bezahlen würden.

In dieser Hinsicht vertritt Danny Bruder eine ähnliche Auffassung wie der Neuköllner SPDBürgermeister Heinz Buschkowsky. Für eine Wohnung, die man vor drei Jahren noch für drei bis vier Euro pro Quadratmeter bekommen habe, müsse man heute schon 7,50 Euro auf den Tisch legen, sagte er im September 2011 in einem Interview mit dem Hessischen Rundfunk. „Die, die hier nach Gentrifi zierung rufen, das sind aber die, die herziehen und nach kurzer Zeit wieder wegziehen. Die sorgen dafür, dass sich die Wohnungen schnell am Markt drehen und dadurch natürlich bei den Neuverträgen die Mieten immer weiter angehoben werden.“

Danny Bruder ist kein Pessimist. Er weiß genau, was er will und wie er sich ein Berlin vorstellt, in dem Platz für alle ist. „Ich fände geil, wenn Berlin komplett selbstverwaltet wäre“, sagt er und bezieht sich direkt auf die autonome Wohnsiedlung Christiania in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. „Die Bundesregierung lässt uns machen und wir versuchen mal, unseren Weg durchzuziehen.“ Doch die Weichen sind vorerst auf einen anderen politischen Kurs gestellt.

Die Bilanz fällt nüchtern aus. Berlin bleibt arm und pleite. Das sieht man auch ohne Kassensturz. Der „Sex Appeal“ der Stadt, den Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit in einem Interview mit dem Magazin Focus Money im November 2003 beschworen und zum Slogan „Berlin – arm, aber sexy“ gemacht hat, ist 2012 noch nicht gänzlich, doch weitestgehend zum Mythos geworden.

Jenz Steiner ist Musiker und Autor und Betreiber des Prenzlauer Berg-Blogs: (www.reifenwechsler.blogspot.com)

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