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HOFFEST zum 70. Jahrestag der BEFREIUNG am 8. Mai im HAUS DER DEMOKRATIE UND MENSCHENRECHTE Berlin

Am 8. Mai 1945 beendete der Sieg der Anti-Hitler-Koalition den Zweiten Weltkrieg in Europa. Die Aggression des Deutschen Reiches hatte Millionen Menschen das Leben gekostet. Dabei hatte die Bevölkerung der Sowjetunion über 27 Millionen Tote zu beklagen, in den von deutschen Soldaten besetzten Gebieten, an der Front und im Hinterland. Insgesamt kostete der Zweite Weltkrieg 50 Millionen Menschen das Leben. Dem nationalsozialistischen Rassenwahn fielen von 1933 bis 1945 6 Millionen Juden, geschätzte 220.000 bis 500.000 Sinti und Roma und 200.000 Menschen, die von den Nazis für „lebensunwert“ erklärt wurden, zum Opfer. Hinzu kamen 10.000e politische Gegner, Widerstandskämpfer, Deserteure. 400.000 Menschen wurden Opfer von Zwangssterilisationen.

In Europa feierten die Soldaten der alliierten Streitkräfte, ZwangsarbeiterInnen und KZ-Häftlinge, AntifaschistInnen und WiderstandskämpferInnen die Befreiung vom Faschismus. Und wie feiert die Bundesregierung und der Berliner Senat den 70. Jahrestag der Befreiung von den Nationalsozialisten? Mit Volksfesten? Mit Konzerten? Nein, mit nichts dergleichen. Man ist nicht in Feierstimmung – die Hauptstadt Berlin wurde von der Roten Armee befreit. In den letzten Monaten wurden wieder und wieder Tagespolitik, alte Feindbilder und neuer Kalter Krieg mit dem Gedenken an die Opfer und die Befreier vermischt. Kanzlerin Merkel sagte die Einladung zur Siegesfeier nach Moskau ab. Präsident Gauck fällt im Niveau weit hinter seinen Vorgänger Richard von Weizäcker zurück. Den 75. Jahrestag des deutschen Angriffs gegen Polen und des Beginns des Zweiten Weltkrieges nahm er im September 2014 zum Anlaß, vereinfachende ahistorische Parallelen zu ziehen, die aktuelle Krise in Europa verbal zu eskalieren und Rußland zu attackieren. SPD-Parteichef Gabriel, Sohn eines auch nach 1945 noch überzeugten Nationalsozialisten, hatte Anfang April die berechtigten Reparationsforderungen Griechenlands für die NS-Verbrechen zurückgewiesen. Anträge im Bundestag, den 8. Mai zu einem gesetzlichen Gedenktag zu erklären, werden abgelehnt. Das alles ist beleidigend, nicht nur für die Menschen, die für die Befreiung auch dieses Landes ihr Leben gegeben haben.

Der Historiker Götz Aly schrieb treffend in der Berliner Zeitung: „Solange sich Geschichtslügen gegen Russland richten, gelten sie als Kavaliersdelikte, die kumpelhaft übergangen werden. Weil das so ist und sich deutsche Politiker derart roh verhalten, erinnern wir uns (…) an die Verdienste der Roten Armee. Sowjetische Truppen befreiten die KZs Majdanek, Auschwitz, Stutthof, Groß-Rosen und die Anstalt Meseritz- Obrawalde. Hier waren 10.000 deutsche Geisteskranke ermordet worden; ein Krematorium wurde gerade gebaut, 5.000 Urnen standen bereit. Unter großen Opfern erreichte die Rote Armee Berlin. Dort, auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee, hielten sich Juden versteckt, unter ihnen Rabbiner Martin Riesenburger. Er berichtete: `Man schrieb Montag, den 23. April 1945. Als es 15 Uhr war, durchschritt das Tor unseres Friedhofs der erste sowjetische Soldat! Aufrecht und gerade war sein Gang. Ich hatte das Gefühl, dass er mit jedem Schritt bei seinem Kommen zu uns ein Stück des verruchten Hakenkreuzes zertrat. Wir umarmten diesen Boten der Freiheit, wir küssten ihn – und wir weinten!`
Und selbst der konservative Historiker Michael Wolffsohn sagte im Deutschlandfunk in Bezug auf die Nicht-Einladung des russischen Präsidenten zu den Feierlichkeiten am 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz folgenden Satz ins Mikrofon: „Es ist selbstverständlich, dass Putin nicht die Personalisierung der historischen oder politischen Moral ist, aber es ist genauso eindeutig, dass die Rote Armee, die Rote Armee, die Rote Armee und eben die Rote Armee Auschwitz befreit hat, und die Befreiten von Auschwitz haben nicht gefragt, ist denn Stalin koscher.“

Am 8. Mai laden wir alle Menschen ein, mit uns gemeinsam bei Essen, Trinken und Musik bis in die Morgenstunden des 9. Mai (in Rußland und einigen osteuropäischen Ländern der „Tag des Sieges“) zu feiern.

Bereits am 7. Mai um 19 Uhr eröffnet die Ausstellung mit Fotografien des legendären Frontkameramannes Jewgeni Chaldej. Danach findet die Aufführung des Films „CECTPA – SCHWESTER“ statt.

8. Mai: 17 Uhr Diskussionsveranstaltung zum Aufstieg der Neuen Rechten:

„Die Rückkehr zur Nation – Europa im Identitätswahn“

Front National, AfD, Pegida, FPÖ, Lega Nord, Dänische Volkspartei, UKIP, Partei für die Freiheit, Die Wahren Finnen, BNP, Jobbik, Goldene Morgenröte … … seit Ende der 90er Jahre beobachten wir den Aufstieg der Neuen Rechte in ganz Europa. Das rechte Erfolgsmodell nahm besonders im Laufe der seit acht Jahren andauernden Krise an Fahrt auf. „Rechtspopulistische“, erzreaktionäre und neofaschistische Kräfte interpretieren dabei die soziale Frage für ihre Zwecke um, auf die Krisenerscheinungen antworten sie jedoch nicht mit der Forderung nach grundlegender Veränderung des neoliberalen Wirtschaftsmodells der EU. Stattdessen stellen sie der Globalisierung und nationalen „Entmündigung“ durch Brüssel die Rückbesinnung auf die nationale Identität und einen ethnisierenden Nationalismus entgegen. Ihre Themen sind Zuwanderung, Abschottung, Renationalisierung. Die rechten Rattenfänger machen sich zur Stimme von immer größeren Gruppen derer, die Angst davor haben, bald zu den Verlierern der Globalisierung zu gehören. Dazu zählen Teile der zunehmend sozial und wirtschaftlich unter Druck geratenden Mittelschicht, die in Konkurrenz um Einkommen und staatliche Transferleistungen nicht bereit sind mit Ärmeren zu teilen, aber auch diejenigen Teile der Arbeiterschaft, die Rassismus und ethnischen Nationalismus als Schutzfunktion gegen die wachsende Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt begreifen. Welche Gefahr geht von dieser Entwicklung aus? Wie nah sind wir heute, 70 Jahre nach der Zerschlagung des deutschen Faschismus, wieder dem Punkt, an dem die „marktkonforme“ bürgerliche Demokratie durch offen autoritäre Regime ersetzt zu werden droht?

Darüber wollen wir am Tag der Befreiung mit den folgenden Gästen diskutieren:
Sevim Dagdelen – MdB
Gerhard Hanloser – Sozialwissenschaftler, Publizist
Tomasz Konicz – Autor, Journalist, Krisenanalytiker
Thomas Wagner – Kultursoziologe, Autor
Moderation: Malte Daniljuk – Medienjournalist

Ab 19 Uhr Hoffest: Essen und Trinken, Gespräche und Musik mit: Hugo Velarde, Zhenja Oks, Geigerzähler, Yok Quetschenpaua, alias Pocketpunk und den DJs Moskows Rache für Rambo, Magic Mießner, Bert Papenfuß, Jürgen Schneider

(Bei schlechtem Wetter findet das Fest im Saal statt.)
Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin, Tramlinie M4, Buslinien 142 und 200. Haltestelle „Am Friedrichshain“ Kontakt: info@telegraph.cc und info@hausderdemokratie.berlin Weitere Informationen: http://8mai.hausderdemokratie.berlin und http://telegraph.cc