NOWOSTI

aus telegraph #102/103

Schöner wohnen 1
Der Wohnungsleerstand in den neuen Bundesländern nimmt nach Angaben des Deutschen Städtetages immer bedrohlichere Formen an. Derzeit stünden rund eine Million Wohnungen in Ostdeutschland leer, hieß es in einer veröffentlichten Erklärung des Verbands.
AP – The Associated Press News Service, 23.10.2000

Schöner wohnen 2
Nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungshilfe (BAGW) lebten in Deutschland im vergangenen Jahr 550 000 Männer, Frauen und Kinder ohne „festen Wohnsitz“.
Berliner Zeitung, 12.07.2000

Die Stasi lebt!
Angestellte der Berliner Gauck-Behörde haben sich nach eigenen Angaben an kontaminiertem Stasi-Material vergiftet. Ein Mitarbeiter der Forschungsabteilung sagte der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», er sei bei der Untersuchung archivierter Dossiers und Schachteln mit giftigen Stoffen in Verbindung geraten. Ihm habe es beim Umgang mit diesen Dokumenten buchstäblich «die Gummihandschuhe weggeätzt». Aus, für gewöhnlich, gut untererrichteten Kreisen war jedoch zu hören das der wahre Grund für die „weggeätzten Gummihandschuhe“ offensichtlich Rauchen am Arbeitsplatz war. Eine brennende Zigarette habe eine Fingerkuppe eines Gummihandschuhs beschädigt. Der telegraph warnt: Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit.
FAZ, telegraph-IM, 22.11.2000

Republikflucht
Elf Jahre nach der Wende packen noch immer Zehntausende Frauen und Männer in Ostdeutschland ihre Koffer, suchen im Westen ein neues Zuhause. Auch an den Gründen hat sich nichts geändert: Hoffnung auf Jobs, bessere Lebensbedingungen.
Aus Sachsen (4,5 Millionen Einwohner) zogen im vergangenen Jahr 17 829 Menschen mehr fort als zuzogen. Bevorzugte Ziele: Bayern, Baden-Württemberg. Aus Thüringen (knapp 2,5 Millionen) gehen Jahr für Jahr 5000 bis 8000 Menschen mehr weg als sich Neuankömmlinge anmelden. Sachsen-Anhalt (2,6 Millionen) verlor 1999 unterm Strich durch Abwanderungen und Geburtendefizit 25700 Einwohner. Mecklenburg-Vorpommern (knapp 1,8 Millionen) verzeichnete ein Minus von 4498. Die „Ausreiser“ zog’s nach Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg.
Einzig Brandenburg (2,6 Millionen) blieb von der Ebbe verschont, kann sich über 18 900 neue Mitbewohner freuen. Grund: Im Nachbarland der Bundeshauptstadt bauten sich viele Berliner ihr Häuschen im Grünen. 43 900 Hauptstädter ließen sich 1999 hier nieder.
Und es geht weiter: „Wanderungsverluste werden erstmal die Realität bleiben“ so das Sächsische Landesamt für Statistik.
Volksstimme, 07.12.2000, Berliner Kurier, 15.08.2000

Endlich! Eigener Weg für Ostdeutschland
Um Ostdeutschland für Investoren schmackhaft zu machen, sollte es seinen eigenen Weg gehen und nicht direkt an den Standard von Westdeutschland anknüpfen. Dies fordern Wirtschaftsexperten aus Ost und West. Eben, „überholen ohne einzuholen“.
www.welt.de, 03.10.2000

…. Im November 2000 erhöhte sich die Arbeitslosenquote im Westen um 0,1 Prozentpunkte auf 7,2 Prozent, im Osten um 0,2 Prozentpunkte auf 16,3 Prozent.
www.netzeitung.de/dpa, 05.12.2000

Wie der Herr…
Ex-Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer verlangt eine deutliche Änderung der Lohnpolitik in Ostdeutschland. „Die Löhne sind zu hoch, der Maßstab müsste die Leistungsfähigkeit der Unternehmen sein.“
Berliner Kurier, 04.07.2000

…so es gescherr.
Die Einkommensunterschiede zwischen West- und Ostdeutschland gehen weiter auseinander. Im Westen verbesserten die Arbeiter ihren Monatslohn um 3,1 Prozent auf 4690 DM. Die östlichen Kollegen konnten dagegen nur um 2,4 Prozent auf 3437 DM zulegen. Die Angestellten der Industriebranchen kamen im Westen auf 6798 DM (plus 2,1 Prozent) im Monat. In den neuen Ländern verbesserten sich die Gehälter nur um 1,8 Prozent auf 4985 DM. Berliner Kurier, 16.11.2000

Nach dem Tod sind alle gleich 1
Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Willfried Penner (SPD), drängt auf ein Ende der unterschiedlichen Soldatenbesoldung in Ost und West. „Die Bundeswehr kann auf Dauer nicht mit solchen Differenzen leben“, mahnte Penner im Bundestag. Die unterschiedliche Bezahlung führe zu Spannungen und Konflikten und gefährde so die Einheit und Geschlossenheit der Armee.
Die Welt, 27.10.2000

Nach dem Tod sind alle gleich 2
Das Gesundheitswesen in Ostdeutschland hängt am Tropf. Wegen Versorgungsmängeln sterben viele Kranke früher als im Westen!
Das ist das erschreckende Fazit einer Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik. So erlitten im Osten 18 Prozent mehr Männer und 53 Prozent mehr Frauen als in den alten Ländern einen Herzinfarkt. Trotzdem liegt die Operationsrate hier um 30 Prozent niedriger.
„Das ist ein alarmierender Hinweis auf die Defizite in den diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten im Osten“, klagt Wolfgang Eckert, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern.
Wegen der Finanznot der Ost-Krankenkassen kommt es zu langen Wartezeiten in den Praxen, lebensnotwendige Therapien werden hinausgezögert. Die Folgen sind tödlich: So sterben im Osten 40 Männer auf 10000 Einwohner an einem Herzinfarkt, im Westen 32,7. Noch krasser ist der Gegensatz bei Frauen: 46 im Osten, 26 im Westen.
Berliner Kurier, 30.06.2000

Statistik 1
Nein, es kommt nicht erst das Fressen und dann die Moral. Die Ostdeutschen beurteilten die „Demokratie“ zehn Jahre nach dem Anschluss vor allem danach, wie sehr die „Freiheit“ gewährleistet sei. Hierin unterschieden sie sich von den Ungarn, für die die Erreichung von Wohlstand in einer „Demokratie“ das Wichtigste ist. Das behauptet jedenfalls eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). In Ostdeutschland, Polen, Tschechien und Slowenien wurde die Etablierung von „Demokratie“ und Marktwirtschaft überwiegend als Erfolg gesehen. In Rumänien, Bulgarien und der Slowakei wäre die Bilanz gemischt. In Russland, Weißrussland und der Ukraine sehe die Mehrheit in der jetzigen Situation eine deutliche Verschlechterung im Vergleich zu der Zeit des „Kommunismus“.
Bild der Wissenschaft: 21.November 2000

Statistik 2
80 % der Westdeutschen und 68 % der Ostdeutschen identifizieren sich laut Umfrage des Mannheimer Institut ipos mit dem vereinten Deutschland. Als „Wessis“ und „Ossis“ sehen sie sich nicht mehr.
Berliner Kurier, 16.06.2000

Informationsgesellschaft 1
Erwachsene in Deutschland sitzen im Schnitt täglich mehr als drei Stunden vor dem Fernseher. Im Laufe eines 75-jährigen Lebens verbringt der Erwachsene in Deutschland damit gut zehn (!) Jahre vor dem TV-Schirm. Das geht aus einer am Mittwoch in Köln veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Der Fernsehkonsum in der Bundesrepublik hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.
Im vergangenen Jahr saß ein Erwachsener in Deutschland täglich 198 Minuten vor dem Fernseher, 1989 waren es noch 153 Minuten. Der Spitzenwert wurde bisher 1998 mit 201 Minuten erreicht. Deutliche Unterschiede gibt es dabei zwischen Ost und West. Im Osten haben die Menschen offensichtlich mehr Zeit. Dort schaute man im vergangenen Jahr durchschnittlich 220 Minuten pro Tag fern, in Westdeutschland waren es 192 Minuten, also fast eine halbe Stunde weniger.
AFP, 29. November 2000

Informationsgesellschaft 2
15,9 Millionen Deutsche haben Zugang zum Internet.
50 Millionen Deutsche werden voraussichtlich Anfang 2001 mobil telefonieren.
60% der Weltbevölkerung haben in ihrem Leben noch nie ein Telefonat geführt.
Internet Professionell 5/00, 10/00, De:Bug 4/00

Aufstand der Anständigen
„Ich habe mich als Westberliner über die Wiedervereinigung gefreut. Heute kann ich eure Drecksgesichter nicht mehr sehen. Asoziales Gesockse, ewige Nörgler, kackbraunes oder blutrotes Gesindel.“ „Die Mauer war tatsächlich ein antifaschistischer Schutzwall: Jetzt ist die Mauer zehn Jahre weg, und die braunen Horden aus der Ostzone sind auferstanden aus Ruinen.“
“Wie kann dieses rechtsradikale Ossi-Pack wieder isoliert werden“. „Dieser Ort sollte niedergebrannt werden“, „Die Menschen aus Sebnitz sind nichts wert. Sie sollten für den Rest ihres Lebens in einem Konzentrationslager eingesperrt werden.“
Aus dem Internet-Gästebuch der Stadt Sebnitz

BILD: „Neonazis ertrenken Kind – Keiner half.“
Taz: „rassistischer Mord“
Hamburger Morgenpost: „Tat ekelhaften Mobs“
Der Tagesspiegel: „Schlamperei ostdeutscher Behörden“

Heinz Eggert (CDU), Ex-Innenminister von Sachsen über die Rolle der Westler im „Fall Sebnitz“: „Was mich erschreckt ist erstens, wie Menschen in Westdeutschland reagiert haben. Wenn sie das, was sie über die Ostdeutschen, über Ausländer gesagt hätten, würden man es rechtsextrem schimpfen. Zweitens: Die Neonazis werden sich zu Weihnachten zwei Kerzen extra anstecken, denn es war ein gutes Jahr für sie.“
Berliner Kurier, 01.12.2000

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