aus telegraph 5/1989
vom 22. Oktober 1989
Wie aus der Berliner Humboldt-Universität zu erfahren war, hat am 18. Oktober wine Gruppe von etwa 100 SED-Mitgliedern einen Brief an das Politbüro der SED gerichtet, der etwa folgenden Inhalt hat: 1.Wir betrachen die Wahl des Genossen Krenz zum neuen Generalsekretär als eine Übergangslösung, da wir ihn nicht für geeignet halten, eine Integrationsfigur für die Einleitung eines grundlegenden Reformkurses zu sein. Wir fordern daher die schnellstmögliche Einberufung eines außerordentlichen Parteitages der SED, um die Kaderfragen mit entsprechendem politischen Verantwortungsgefühl zu lösen. 2.Wir fordern eine ungeschminkte Offenlegung der wirtschaftlichen Situation unseres Landes 3.Wir fordern die Herstellung einer Funktionsfähigkeit des politischen Systems in der DDR, insbesondere eine demokratische Kontrolle sämtlicher Formen der Machtausübung. 4.Wir fordern eine selbstkritische und öffentliche Analyse der Ursachen für die gegenwärtige Krise in unserem Land, einschließlich der Untersuchung des Verhaltens der Sicherheitskräfte während der Ereignisse um den 7. Oktober.
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