aus telegraph 6/1989, vom 27. Oktober 1989
Wir hatten in der letzten Nummer den Forderungskatalog der im VEB Geräte- und Reglerwerk „Wilhelm Pieck“ gegründeten freien Gewerkschaft „Reform“ abgedruckt. Wie inzwischen zu erfahren war, haben die Westmedien den Aufruf am Dienstag veröffentlicht, gekoppelt mit der Information, mehrere hundert Beschäftigte hätten ihren Austritt aus dem FDGB erklärt und eine unabhängige Betriebsgewerkschaft gegründet. Von der DDR-Gewerkschaftszeitung „Tribüne“ und ADN wurde letzteres als Falschmeldung zurückgewiesen. Unter Berufung auf den Betriebsvorsitzenden der FDGB, hieß es, ein Beschäftigter des Werks sei in der letzten Woche aus dem FDGB ausgetreten und habe zur Gründung einer unabhängigen Gewerkschaft aufgerufen. Dieses Ziel habe er jedoch nicht erreicht. Von den mehr als 7.200 im FDGB organiserten Betriebsangehörigen hätten nur 12 die Gewerkschaft verlassen.
Das mag sein, aber immerhin bleibt festzustellen, daß 12 Arbeiter den FDGB verlassen haben und daß eine unabhängige Gewerkschaft den Anspruch stellt, die Arbeiter besser zu vertreten als der FDGB. Inzwischen erhalten wir übrigens die Meldung, daß 80% der Belegschaft des Schichtstoffpreßwerks Bernau aus dem FDGB ausgetreten sind und Kontakt zur Gewerkschaft „Reform“ suchen. FDGB-Austritte werden auch aus Dreden gemeldet.
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