aus telegraph 8/1989
vom 16. November 1989
Der ständig zunehmende Strom der Menschen, die die DDR verlassen, ist ein deutliches Zeichen für den Mangel an Vertrauen in die Reformbereitschaft und die Reformfähigkeit der SED.
Dem Land wird durch diesen Exodus ein unermeßlicher, irreparabler Schaden zugefügt, der das Volk in die gesellschaftliche und wirtschaftliche Katastrophe führt.
Dieser Entwicklung ist nur Einhalt zu gebieten, wenn die SED ihrer politischen Verantwortung gerecht wird und unverzüglich auf ihren Führungsanspruch verzichtet.
Wir fordern deshalb die sofortige Einleitung des Demokratisierungsprozesses in allen Ebenen durch:
– demonstrative Aufgabe des Führungsanspruches der SED,
– Machtverzicht des Politbüros der SED,
– Übernahme der Führung des Demokratisierungsprozesses durch die Volkskammer,
– Erarbeitung eines neuen Wahlgesetzes für die Wahl der Volkskammer im Herbst 1990,
– sofortige Zulassung von demokratischen Parteien und Vereinigungen und deren Zulassung zu den Medien.
Wir sind der Auffassung, daß die Existenz der DDR als Staat von der schnellen Einleitung der notwendigen Schritte abhängt.
Anm: Die Gewerkschaftsgruppe IKIM ruft zum Unterzeichnen dieses Briefes auf.
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