Gemeinsame Erklärung zum Giftmüllimport aus Westberlin

aus telegraph 8/1989
vom 16. November 1989

Etwa 40.000 Tonnen „Sondermüll werder jährlich auf die Deponien Vorketzin, Deetz und Schöneiche verkippt. 15.000 Tonnen davon sollten in der Sondermüllverbrennungsanlage (SMVA) Schöneiche verfeuert werden.
Eine Nachrüstung der seit einem Jahr im Probebetrieb befindlichen Anlage ist bisher nicht erfolgt. Seit Anfang Oktober ist die Anlage vorläufig stillgelegt. Dioxin- und Quecksilberausstoß sind zu hoch. Die zu unterschiedliche Zusammensetzung des Mülls führte zu einer Havarie im Brennraum. Deshalb rollen Giftmüll-LKW´s nun verstärkt nach Vorketzin, einer Hausmülldeponie ohne Basisabdichtung. Deren Beschaffenheit läßt darauf schließen, daß das Grundwasser weiträumig verseucht ist. Dieser Zustand besteht schon seit Jahren.
Wir fordern deshalb:

1. Sofortige Einstellung der Giftmülltransporte in die DDR und gleichzeitiges Auslösen des Sondermüll-Notstandes in Westberlin.
2. Durchsetzen eines Sondermüll-Vermeidungskonzeptes in Westberlin
3. Veröffentlichung aller vorhandenen Meßdaten zur SMVA Schöneiche und den Deponien
4. Erstellung eines unabhängigen Gutachtens über den Zustand der Deponien und deren Sanierung.
5. Einberufen einer Gesprächsrunde von Experten, Behörden und Vertretern der unterzeichnenden Umweltvereinigungen

Wir erwarten eine schnelle Antwort von der Regierung der DDR und dem Senat von Berlin/West.

Unterzeichner:
– Umweltbibliothek Berlin, Griebenowstr. 16, Berlin 1058
– Grünes Netzwerk „arche“, Region Berlin/Brandenburg, c/o M. Voigt, Kollwitzstr.66 Berlin 1058
– Demokratischer Aufbruch – sozial, ökologisch c/o G. Nooke, Bahnhofstr. 6, Forst 7570
– Müllgruppe BRD-DDR (Bloß rüber damit – Dreck dankend retour) Westberlin, c/o I. Scigalla, Lobeckstr. 19, 1.000 Berlin 36 Berlin, 7.11.1989

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