aus telegraph 6/1990
vom 30.03.1990
Ost-West-Aufruf
Es ist da – das Bedürfnis nach Austausch und gegeseitigem Lernen, für eine Weiterentwicklung von Alternativen in Politik, Kultur und Alltag. Noch nie war sie so groß wie heute: die Chance, eine wirkli¬che Demokratie zu schaffen. Die Ereignisse in der DDR bieten dafür eine einmalige Voraussetzung. warum also die derzeitige Geschäftig¬keit, den verordneten „Kommunismus“ sehr schnell – ja panisch – in einen ebenso verordneten Kapitalismus zu „wenden“?…
Wir schlagen eine Koordination und Zusammenarbeit aller gesellschaft¬lichen Bereiche und Gruppen vor, die an solchen Alternativen arbeiten – als Anknüpfungspunkte für eine weitere Vernetzung. Als erstes öffentlichkeitswirksames Projekt ist ein gemeinsames
Fest(ival) vom 27.-30 April rund um den Kollwitzplatz
in Berlin/DDR geplant, mit Kabarett, Musik, Theater, Aktionen, Ständen, Spielen, Ausstellungen, Diskussionsforen, Erfahrungsbörse, Zukunftswerkstatt etc.. Mit diesem „Zukunftsbasar“ können wir unsere Ansätze und unser Lebensgefühl auf kreative, spielerische und sinnvoll nachvollziehbare Weise vermitteln.
Vorläufiger Programmverlauf mit Themenschwerpunkten:
22. April: Vorabaktion: Stadtteilfest und „öffentliche Bean¬spru¬chung“ in Marzahn
26. April: Tschernobyl-Gedenk-Aktion
27. April: Kulturpolitische Initiative, Freie Gruppen, dezentrale Kulturarbeit, Raumbeschaffung, Kommunalpolitik
28. April: Kinder-Spiel-Aktionen
Ökologie, Aktionen zur Nutzung des Mauerstreifens, Ent-Rüstung
29. April: Großer Selbstverwaltungs-Jahrmarkt z.B. Mieterschutz, Sanierung, betriebliche Selbstverwaltung, basisdemo¬kratische Medienarbeit, Kiezkultur, Ernährung, ökologischer Landbau und vieles andere mehr
30. April: Frauen-Aktions-Tag
1. Mai: evtl. mobile, gemeinsame Aktion über verschiedene Mai Feste
Kontaktadressen:
Das „Büro für ungewöhnliche Maßnahmen“
Curystr. 20
000 Berlin 36
611 94 04
Verband der Theaterchaffenden der DDR
Rosenthaler Str. 52
1040 Berlin
Alles Gute wächst von unten!
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Anmerkung der Redaktion: Unverständlich, warum gerade der 1. Mai ungenau geplant wurde.
Viele Gruppen wollen am 1. Mai eine eigene Demo in Ostberlin durchführen mit anschließendem
Fest (wünschenswert auch Kollwitzplatz)
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