Skinhead heißt nicht gleich Nazi!

Ein Red-Skin protestiert in eigener Sache

aus telegraph 10/1990

Nicht in England ist die Skinheadbewegung entstanden, sondern auf Jamaika. Schwarze Red-Skins sind es gewesen, die in Kingston aufstanden und sich als Schutztruppe der Streikenden bewährt haben. Noch heute stehen die englischen Red-Skins mit den Arbeitern vor den bestreikten Betrieben und bilden fliegende Einsatzkommandos, die Streikbrecher abwehren. Ska, Soul, Reggae und Oi, das ist die ursprüngliche Musik der Skins.

Ende der 60er Jahre wurde in England eine Bewegung junger Arbeiter daraus, mit besonderem Einfluß in den Elendsvierteln von Liverpool und unter jungen Arbeitslosen. Sie protestierten gegen die staatliche Unterdrückungsmaschinerie und das Kapital und suchten, trotz ständigem Geldmangel, nach einem eigenen, unverwechselbarem Lebensstil. Oi ist so etwas wie ein Weg für uns. Oi ist Zusammenhalt.

Anfang der 80er Jahre tauchten in der BRD die ersten Skinheads auf. Nach einer gewissen Zeit kamen die Nazieinflüsse. Warum? Die Nazis waren leider nun mal die ersten Leute gewesen, die sich um die Skinheads gekümmert haben. Die Nazitreffs waren die einzigen Clubs, die den Skins offen standen. Da wurde dann erst mal ein Kasten Bier spendiert und ihnen dann regelrecht eingetrichtert: „Die Deutschen, Bläh-blöh-bluff“, usw…

Heute wie damals werden Skins von faschistischen Elemente unterwandert. Wenn Nazis behaupten, daß sie Skins sind, mißbrauchen sie unsere Bewegung als Deckmantel und waren meistens schon Faschisten, bevor sie sich als Skins ausgaben. Das Schlimme ist, daß sie als kleine Idioten von den faschistischen Parteien ausgenützt werden wie seinerzeit die Saalschläger Hitlers.

Die Skinhead-Bewegung beruht ursprünglich auf der Musik der Schwarzen. Mir erscheint es sehr absurd und paradox, wenn rassistische Skinheads zu „Negermusik“ tanzen und anschließend „Sieg Heil“ brüllen. Es ist einfach ein schlimmer Mißbrauch unserer Bewegung!

Noch einige Worte an die linke Szene: Leider beurteilt ein Großteil von Linken Menschen hauptsächlich nach dem Outfit und hält jeden Red- oder Oi-Skin automatisch für einen Nazi. Statt nachzufragen, wird im Zweifelsfall zugeschlagen. Mit Linken Inhalten hat das wohl wenig zu tun. Mir ist auch nicht entgangen, daß eine Vielzahl von Linken trotz gesinnungsmäßig einwandfreier Kleidung und Haarschnitt vielfach dogmatisch, undifferenziert und sexistisch denkt und redet.

Richtige Skins sind meiner Ansicht nach niemals Faschisten gewesen und werden es auch nicht sein. Und ich als Skinhead lasse mich niemals von Faschisten mißbrauchen, denn sie sind Verbündete von Staat und Kapital und die Todfeinde der arbeitenden Menschen.

Oi!, Ein Red-Skin