EDITORIAL telegraph #102/103

aus telegraph #102/103

Endlich haben wir sie hinter uns, die Festreden, Talkshows und Kolumnen zum zehnten Jahrestag der „Deutschen Einheit“. In manchen Zeitungen war von „zehn Jahre nach der Wende“ die Rede. Das blieb erwartungsgemäß nicht die einzige Geschichts-fälschung, die in der Zeit der Jubiläumsfeiern über uns ausgeschüttet wurde.

Eine Reihe von Beiträgen im Schwerpunkt des neuen telegraph versucht sich dem zu nähern, was die ersten zehn Jahre Ostdeutschland wirklich ausmachten – um mit den täglichen Lügen abzurechnen.

Anfangs rieb sich wohl so manch Einer, der sich seit Jahren damit abrackert dem braunen Pack etwas entgegenzusetzen, verdutzt darüber die Augen, wer da, von BILD bis BdI und von Schröder bis Schily plötzlich den Antifaschismus für sich entdeckte. Spätestens nach der Greencard-Diskussion dürfte jedoch auch klargeworden sein, worum es dabei in Wirklichkeit ging. Und, der verordnete Antifaschismus treibt mittlerweile seine Blüten: Nicht nur politisch einfachstrukturierte Westler vermuten heute unter jeder Zonenkutte ein Braunhemd.

Leider kann man sich wohl in dieser Zeit seine Bündnispartner nicht aussuchen. Für eine Antifaschistische Bündnispolitik, anstatt den Staat dazu aufzufordern den Knüppel aus dem Sack zu holen, plädiert auch Wolfgang Kaleck in seinem Beitrag zur Diskussion um das NPD-Verbot. Weitere Artikel zum Thema befassen sich mit der Situation von Flüchtlingen in Brandenburg am Beispiel der Stadt Guben und damit, warum die Hauptzielgruppe der westdeutschen NPD die Bevölkerung der ehemaligen DDR ist.

In unserer internationalen Abteilung wird diesmal aus Brasilien, Polen und Tschetschenien berichtet. Einen sehr lesenswerten Buchtip gibt, neben unserem langjährigen Mediales-Autor Knobi, der Irland-Kenner Jürgen Schneider ab.

Am Schluss wollen wir noch auf einige Veränderungen hinweisen.Unsere neue Redaktionsadresse ist

Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalder Straße 4
10405 Berlin – Prenzlauer Berg.

Und, wir mußten den Verkaufspreis des telegraphs leider den gestiegenen Produktionskosten anpassen. Nähere Informationen dazu, sind auf der vorletzten Seite zu finden.

Eure telegraph – Redaktion

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