EDITORIAL telegraph #105

aus telegraph #105

Die Trümmer des WTC rauchten noch, da wurden uns bereits die Täter präsentiert, von denen die vorher von Nichts etwas gewusst haben wollen. Beweise gegen die, die es dann traf, liegen bis heute nicht auf dem Tisch. Sorgen muss man sich deshalb jedoch keine machen, die werden todsicher nachgeliefert.

Zu den rund 3.000 Opfern in New York und Washington D.C. gesellten sich nach dem Amoklauf der U.S.-Administration, Untersuchungen der University of New Hampshire zu folge, noch 5.000 afghanische zivile Opfer. Begleitet wurde diese Schlächterei durch ein seit Jahren nicht dagewesenes Ausmaß an Propaganda und Gleichschaltung der Öffentlichkeit – vereinzelte Kritiker in den Medien, den Parlamenten oder an Schulen wurden augenblicklich mundtot gemacht.

Gern wird den Kritikern Antiamerikanismus untergeschoben. So auch nach Veröffentlichung einer Meinungsumfrage in der 36 Prozent der Ostdeutschen sagten, dass die Amerikaner die Anschläge mit ihrer Weltmachtpolitik selbst provoziert hätten. Das mit der „uneingeschränkten Solidarität“ funktioniert offensichtlich nicht überall gleich gut. Warum auch? Wofür zum Beispiel sollten die Ostler, nach dem Ende des „Großen Vaterländischen Krieges“, den „Amerikanern“ dankbar sein?

Und die radikale Linke? Die diskutiert. Ist man nun für oder gegen den „Krieg der Amerikaner“? Sind die Anschläge der Ausdruck einer Volksbewegung? Galten sie in Wirklichkeit Israel oder doch den USA? Ist der Koran „Mein Kampf“ oder Entenhausen…

Während andere handeln.

„Jetzt weht der Wind, jetzt gehen wir segeln“ dachte zynisch die Sicherheitsmafia dieser Welt und holte die längst fertigen Konzepte aus den Schubladen – noch vor Weihnachten bekam sie dann all das, was sie sich schon immer gewünscht hatte. Treffend forderte ein Kollege der Zeitschrift DE:BUG, nach der Verabschiedung des deutschen Terror-Katalogs sollten „Otto-Reaktionäre“ „zukünftig nie mehr ohne ihren Ex-Mandanten Horst Mahler abgebildet werden“ und regte an „mit der NPD auch gleich Schily“ zu verbieten.

In den letzten Monaten ist wieder einmal klar geworden, wie wenig in Spannungsfällen den offiziell verbreiteten Informationen zu trauen ist, und wie wichtig unabhängige Medien sind.

Der neue telegraph hat in diesem Zusammenhang bewusst Ausschau nach den Aktivitäten der Bürgerrechtsbewegung, vor allem der in Ostdeutschland gehalten. Jenseits der Stasi-Debatte war in den letzten Jahren ja nicht viel von ihr zu hören. Das hatte auch seine Gründe, wie wir wissen. Aber es gibt da noch Einzelne die sich zu den ureigensten Themen der Bürgerrechtsbewegung äußern, zu Militarisierung und Innerer Sicherheit.

Besonders hinweisen wollen wir noch auf den Beitrag des irischen Schriftstellers Sean McGuffin. Er schreibt für den telegraph über die Entwaffnung der IRA.

Für die Grafiken in dieser Ausgabe danken wir DAG.

Achja und dann war da noch der EURO. Aber darüber haben wir nichts.

Lesen bildet! Eure Redaktion telegraph

© telegraph. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des telegraph