Friedenserklärung zum 1. September 1990

aus telegraph 12/1990

an die Regierungen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland Tiefgreifende Veränderungen in der DDR und ganz Osteuropa haben die Chance der vollständigen Abrüstung und Entmilitarisierung beider deutscher Staaten in greibare Nähe gerückt.

Mit Empörung und Bestürzung sehen wir, wie die Militärs und Politiker nach neuen „Wehrmotivationen“ suchen.

Wir werden nicht schweigend zusehen. Wir besinnen uns zum wiederholten Mal auf die Kraft „von unten“ und erklären öffentlich und kollektiv:

WIR, FRAUEN UND MÄNNER, WERDEN KEINEN EINBERUFUNGSBEFEHLEN, DIENSTBESCHEIDEN ODER ANDEREN FORDERUNGEN NACHKOMMEN, DIE DAZU DIENEN, KONFLIKTE MIT MILITÄRISCHEN MITTELN LÖSEN ZU WOLLEN!

WIR VERWEIGERN DEN MILITÄRDIENST UND ALLE BESTEHENDEN FORMEN DES ERSATZDIENSTES (z. B. Zivildienst), SOWIE ALLE KRIEGSVORBEREITENDEN MASSNAHMEN.

Wir wissen um die rechtlichen Konsequenzen und protestieren dagegen. Noch immer werden Totalverweigerer mit Gefängnis bedroht. In der Bundesrepublik sind Gefängnisstrafen üblich,
auch mehrfach, in der DDR sind sie trotz der guten Tradition jederzeit wieder möglich.

KEINE KRIMINALISIERUNG VON TOTALVERWEIGERERN!
WEG MIT DER WEHRPFLICHT, NVA UND BUNDESWEHR!
KEINE STAATLICHEN ZWANGSDIENSTE!
ENTMILITARISIERUNG – JETZT