Ich stand im Amt

„Erst kommt der Mensch, dann die Menschenordnung“, schrieb Carl Zuckmayer im „Hauptmann von Köpenick“.
Richtig! Alles muss seine Ordnung haben, auch die Beantragung eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses im Bürgeramt.

Eine wahre Geschichte in Dialogform
Von Jenz Steiner
aus telegraph #122/123

Ich stand im Amt:

„Guten Tag. Ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis bitte.“
„Machen Sie bitte die Tür zu! Wir schließen jetzt.“
„So. Hallo nochmal, ich hätte gern ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis – bitte.“
„Behörde?“
„Ich?“
„Ja?“
„Äh, nein.“
„Privat?“
„Ich? Ja – privat.“
„Personalausweis mal bitte.“
„Bitteschön.“
„Personalausweise sind amtliche Dokumente und dürfen nicht beklebt werden.“
„Aber das ist doch mein Herz.“
„Auch die Rückseite darf nicht beklebt werden.“
„Gut. Nächstes Mal achte ich drauf.“
„Macht dann 13 Euro.“
„Oh, ich hab es sogar passend.“
„Wenn sie bar zahlen wollen, können sie das am Automaten machen. Zweimal rechts, einmal links.“
„Ich hab es aber passend.“
„Nein, das geht nicht.“
„Möchten Sie mit EC-Karte zahlen?“
„Am Automaten?“
„Nein, Zahlungen mit EC-karte müssen sie am Info-Desk vornehmen.“
„Und wo finde ich den?“
„Hier.“
„Gut. Äh, ich würde dann gerne mit EC-Karte zahlen.“
„Einen Augenblick, ich muss erst das Gerät holen. Wir haben schon geschlossen, junger Mann!“
„Ich weiß. Ich hab ja gerade die Tür zuge…“
„Nein, nicht Sie.“
„Achso.“
„Hier mal bitte die Karte eingeben. … Eine Unterschrift bitte …!
„Ich bräuchte bitte noch eine Quittung.“
„Das ist bereits die Quittung.“
„Achso, super … und wo kriege ich jetzt mein Führungszeugnis?“
„Das kriegen sie hier nicht.“
„Aha, wo denn dann?“
„Das kommt mit der Post. Dauert fünf bis sieben Wochen.“
„Ich dachte eine Woche.“
„Nein.“
„Stand so im Internet.“
„Da steht viel.“
„Ich bräuchte es aber früher.“
„Das geht nicht. Auf Wiedersehen.“
„Ja, schönen Feierabend noch.“

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