Mit dem Schwerpunkt des letzten Heftes – Kolonie Ostdeutschland – sind wir offenbar in ein Wespennest gestoßen. Uns erreichte ein ganzer Stapel an Reaktionen, von euphorisch zustimmend bis wütend ablehnend war alles dabei. Und das ist gut so. Denn es beweist zum einen, daß es für Linke und Oppositionelle in der ehemaligen DDR ein Bedürfnis an Auseinandersetzung über „Osten“ gibt, und zum anderen, daß das Thema alles andere als erschöpfend behandelt ist. Wir wollten Diskussionen, wir haben sie gekriegt und wir hoffen, weitere anzustoßen.
Die Entscheidung, den „telegraph“ zur „ostdeutschen Quartalsschrift“ zu machen, war also offensichtlich richtig und wir machen weiter, weiter – in dieser Ausgabe mit einem Schwerpunktthema, wie es ostdeutscher kaum sein kann – mit der PDS. Legionen von Kommentatoren haben sich an der Partei schon abgearbeitet und je länger das Phänomen existiert, desto schwerer faßbar wird es. Klar scheint nur eines: Man kommt in Ostdeutschland an der PDS nicht vorbei.
Partei? Nostalgie-Bewegung? Zivilgesellschaftlicher Kern? Der „telegraph“ nähert sich dem Thema von verschiedenen Seiten und versucht, die Tauglichkeit der PDS für sozialistische Politik auszuloten. Vieles bleibt dabei schemenhaft. Denn wo seit dem Anschluß eine gesamte Gesellschaft in Bewegung ist, kann auch eine Partei keinen festen Platz einnehmen. In diesem Spannungsfeld bewegen sich auch die Artikel, die versuchen, die gesellschaftliche Bedeutung der PDS zu fassen. Was auf den ersten Blick zusammengewürfelt erscheinen mag, ist Konzept: der dezentrale Blick auf die Gesellschaft und damit auch auf die Partei.
Weiter im Heft: Neuigkeiten von der französischen Arbeitslosenbewegung und eine Auseinandersetzung mit der Auflösung der RAF, einem der folgenreichsten revolutionären Versuche, der in der westdeutschen Linken bislang unternommen wurde.
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Bis zum nächsten Heft Eure telegraph – Redaktion
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