DDR-weites Treffen des Neuen Forum

aus telegraph 3/1989 (#03)

Vertreter des Neuen Forum trafen sich am 14. Oktober in Berlin. Gruppen des Neuen Forum gibt es mittlerweile in Halle, Leipzig, Cottbus, Magdeburg, Halberstadt, Potsdam, Gera, Saalfeld, Rudolstadt, Arnstadt, Weimar, Erfurt, Brandenburg, Neuruppin, Lindow, Frankfurt, Neubran­denburg, Schwerin, Gadebusch, Rostock, Greifswald, Wismar, Stralsund

Demonstrationen und Versammlungen des Neuen Forum wurden vielerorts zusammengeknüppelt, Mitglieder des Neuen Forum bedroht. In Neubran­denburg wurden alle staatli­chen Leiter verpflichtet, Aktivitäten des Neuen Forum an VP bzw. MdI zu melden. In Schwerin gab es besonders rege Gegenaktivitäten sperrte die Stasi vorsichts­halber alle Vervielfälti­gungsgeräte staatlicher Betriebe oder schickte sie in Reparatur. Dort gab es auch einer Art „Gegenbe­wegung“, die „Initiative zur Bewahrung der Errungen­schaften des Sozialismus“. In Briefen, die an Mitarbeiter der Schweriner Koordinierungsgruppe des Neuen Forum gesandt wurde, heißt es: „Wenn Ihr weitermacht, bekommt Ihr Arbeiterfäuste zu spüren.“ Briefträger und andere Postmitarbeiter wurden aufgefor­dert, verstärkte revolutionäre Wach­samkeit zu zeigen und zu erkunden, wo sich Gruppen bilden.

Leider konnte der Anspruch, bei diesem Treffen endlich Strukturen für die eigene Arbeit festzulegen, nicht verwirklicht werden. An der bisherigen Form der Repräsentanz des Forums wurde aus verschiedenen Regionen Kritik laut und es sollten nach Festle­gung verbindlicher Strukturen auch die Sprecher neu gewählt werden. Allerdings nahmen dann die Berichte aus den Bezirken so viel Zeit in Anspruch, daß nur noch zum Verlesen der Strukturvorschläge von Rechtsanwalt Henrich und zur Abstimmung über die Redaktion der geplanten Zeitschrift reichte.

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