Bombendrohung führte zur Entdeckung von Abhörstützpunkt

aus telegraph 3/1990
von Wolfgang Rüddenklau

Im Rahmen einer Kampagne von telefonischen Bombendrohungen, von der letzte Woche Ostberlin heimgesucht wurde, ist auch das Haus 3 der Stadtbezirksverwaltung von Berlin Prenzlauer Berg angezählt worden. In Haus 3 befindet sich die bei vielen Leuten verhaßte „Abteilung Inneres“, aber leider auch ein Kindergarten. Was die Bombendroher vermutlich nicht wußten, entdeckte der Sprengmeister und hinzugerufene Mitglieder der Stadtbezirksverwaltung. In den Kellerräumen des Hauses 3 befanden sich zwei Stahltüren, hinter denen sich nach Öffnung durch einen Regierungsbeauftragten eine Telefonüberwachungszentrale der Stasi befand. Nach Angaben des Stadtbezirksbürgermeisters konnten von dieser Anlage aus die Telefongespräche der Regierung Modrow abgehört werden. Der Stadtbezirksbürgermeister von Prenzlauer Berg trat im Gefolge der Entdeckung aus der SED-PDS aus. Die Entdeckung stand im Gegensatz zu den Angaben des für die Auflösung der Nasi verantwortlichen Regierungsbeamten, daß im Prenzlauer Berg keine weiteren Objekte der Staatssicherheit vorhanden seien.