Besetzte Häuser in Berlin/Hauptstadt!

Gegen Rassismus, Faschismus und Wohnungsnot

aus telegraph 8/1990

Im Berliner Stadtbezirk Friedrichshain – auf der anderen Seite der
Spree liegt Kreuzberg – sind zur Zeit drei Häuser besetzt. Das ist viel zu wenig! In anderen Stadtbezirken Berlins sind es bereits über 70.

Dabei lohnen sich Besetzungen in Friedrichshain besonders, da bekannt wurde, daß die Westberliner Sanierungsmafia und die DDR- Wohnungsverwaltung (KWV) hier ein gemeinsames Projekt Vorhaben. Die Nachfolgerin der heruntergewirtschafteten Wohnungsgesellschaft „Neue Heimat“, die „WIR“, will im Friedrichshain ins Sanierungsgeschäft groß einsteigen und plant zusammen mit der KWV ein Umsetzungsghetto für den, ihrer Meinung nach „unbequemen“ Teil der Kreuzberger Bevölkerung. Die rassistische Variante dieses Projektes ist die gezielte Umsetzung der ausländischen Bevölkerung von Kreuzberg nach Friedrichshain.

Kreuzberg soll ausländerfrei gemacht und zum attraktiven Innenstadtbezirk aufgemöbelt werden.

Die ersten Straßenzüge in Friedrichshain, die von dem Sanierungsprojekt betroffen sind, sind die Kreuziger Straße, Mainzer Straße und Niederbarnimstraße. Hier sind die MieterInnen schon weitgehend raus und die Häuser leer. Zwei Häuser in der Kreuziger sind seit Mitte März 90 besetzt. Die Häuser sind in relativ gutem Zustand und sind für Besetzungen gut geeignet.

Die Bullen werden hier schnell versuchen, den alten Zustand herbeizuführen.

Allein können die Leute in den zwei Häusern das nicht verhindern. Also sind nur weitere Besetzungen ein gewisser Schutz gegen Räumung und Faschos.

Nazis in Kommandostrukturen haben in der Nacht vom 4. zum 5. April eins der Häuser überfallen und die anwesenden BesetzerInnen zusammengeschlagen. Diesen Angriffen von Faschos sind wenige Leute nicht gewachsen. Auch hier ist ein Schutz durch mehrere beieinander liegende Häuser eher möglich.

Das vorgesehene Umsetzungsprojekt wird bei massiver Besetzung schwer durchzusetzen sein. Machen wir es den Sanierungsstrategen unmöglich, ihre rassistischen Pläne umzusetzen!

Wir rufen Frauen und Männer aus Ost und West auf, sich ihre Häuser zu nehmen, bevor es zu spät ist. Bildet Gruppenzusammenhänge und beendet Eure Wohnungsnot! Wir schlagen Euch ein gemeinsames Treffen vor, um konkrete Schritte und Vorbereitungen zu besprechen. Dies soll in der „Kirche von Unten“, Elisabethstr, 21, Berlin, 1040, am 29.4.1990 um 20 Uhr stattfinden.

MitgliederInnen autonomer Gruppen in Ost und West