aus telegraph 8/1990, von Dirk Teschner und Dietmar Wolf
Am 20. April, am Geburtstag Hitlers, des größten deutschen Verbrechers, wurde mit Zusammenrottung und Ausschreitungen von Faschisten gerechnet.
Ausgerechnet auf diesen Tag wurde ein Fußballspiel des FC Berlin, in Berlin vorgelegt. Es ist davon auszugehen, daß politische Absicht dahinter steht. Deshalb gab es erhöhte Alarmbereitschaft für besetzte Häuser, Cafes, AusländerInnenwohnheime u.ä..
AntifaschistInnnen und BesetzerInnen koordinierten deshalb Schutzmaßnahmen.
Im Fußballstadion „Cantianstadion“ rotteten sich 500-600 Nazi-Skins und Hooligans zusammen.
Der größte Teil der Faschisten zog gegen 18.00 Uhr unter Beobachtung der VP zum besetzten Hus Schönhauser 20/21. Dort verweilten sie, riefen „Rote raus“ und „CDU und FAP“. Die Polizei ging gegen die Faschisten mit Schilden und Knüppeln vor und trieb die Hooligans
in Richtung Alex.
Von 19.00 bis 21.00 Uhr zogen 500 bis 1.000 Faschisten über den Alex, verprügelten AusländerInnen, RadfahrerInnen und zerstörten wieder einmal das Espresso (ein bekannter Treff von Schwulen) unter der S-Bhf.-Brücke.
Sie lieferten sich kleine Rangeleien mit der Polizei. Die VP wurde mit Flaschen, Büchsen und Steinen beworfen.
Die VP-Aktion war zurückhaltend und abwartend. Es wurden 30 Faschisten (darunter einige Westberliner) kurzzeitig festgenommen und die anderen in kleine Gruppen zerstreut.
Gegen 21.00 Uhr trieben sich ungefähr 200 Faschisten auf dem Alex und im Nikolaiviertel herum. 100-150 Antifas griffen die Faschisten an und verjagten sie.
Zur selben Zeit demonstrierten ca. 500 antifaschistische türkische und kurdische Jugendliche vom Zoo zum Grenzübergang Oberbaumbrücke. Dort versuchten sie, nach Ostberlin zu kommen.
2-3 Hundertschaften DDR-Polizisten waren deshalb am Grenzübergang zusammengezogen und versperrten den AusländerInnen den Übergang.
Daraufhin konzentrierten sich die Aktionen der AusländerInnen auf Angriffspunkte in Kreuzberg. Es kam zu langen und schweren Auseinandersetzungen mit der Westberliner Polizei.
200 AusländerInnen brachen am Grenzübergang Bornholmer Straße nach Ostberlin durch.
Gegen 0.00 Uhr kam es vor einer Kneipe am Rosenthaler Platz, in der Faschisten den Geburtstag ihres Führers feierten, zu Auseinandersetzungen zwischen 15 Nazi-Skins und 20 AntifaschistInnen. Die Faschisten wurden verjagt. Kurz darauf traf ein Streifenwagen ein. Ein
Zivilist zog eine nicht definierbare Pistole und forderte die AntifaschistInnen auf: „Legen Sie sich auf den Boden“. Er schoß einmalin die Luft und zweimal auf die Antifas und sprach währenddessen in ein Funkgerät.
Am Sonntag, den 2.4. verteilten gegen 14.00 Uhr „Reps“ massiv Flugblätter auf dem Alex, in der die „DDR-Republikaner“ die Legalisierung ihrer Partei forderten. Ca. 22 Uhr hielt ein blauer Ford und ein weißer Wartburg vor dem besetzten Haus in der Schliemannstraße
und observierten dieses. Der Ford wurde bereits vor einer Woche bei dem Überfall auf das Cafe Schliemannstraße benutzt.
Gegen 23 Uhr zogen mehrere kleine Gruppen von Nazi-Skins auf der Leipziger Straße in Richtung Grenzübergang Jack-Point-Charlie. Gegen 3.00 Uhr versammelten sich ca. 300 Nazi-Skins am Westberliner U-Bahnhof Kurfürstenstraße und lieferten sich anschließend eine
Straßenschlacht mit der Westberliner Polizei.
Es hat sich am Wochenende in Berlin gezeigt, daß sichtbare Schutzmaßnahmen, Präsenz auf der Straße und offensive Aktionen den Spielraum der Faschisten einschränkten.
In Leipzig wurden in der Nacht vom 20. zum 21. April mehrere besetzte Häuser von Faschisten angegriffen und stark beschädigt. Ein Besetzer wurde verletzt.