Editorial

Geschichte wird gemacht, es geht voran! Der König ist tot, es lebe der König! Die alte Zeit hat aufgehört, die neue angefangen! Die Verwalter der Zwischenzeit warten geduckt und beflissen darauf, endlich die Geschäfte zu übergeben. Die Runden Tische beenden artig ihre Arbeit. Unbehaglich mag sich mancher dabei fühlen., besonders wenn der Amtsnachfolger beispielsweise Diesel heißt. Zornig und frustriert sind nur die paar Aktivisten. Aber was sollen sie ohne die Bürokratie, die bei dieser „Wende“ den Mangel an revolutionärem Personal aus dem Volk der DDR ersetzte und sich jetzt, nach der erfolgreichen Verwaltung der „Revolution“, mit gleicher Dienstwilligkeit den neuen Vorgesetzten zuwendet.

Währenddessen steigt das Liquidationsregime zunehmend in die Praxis ein. Im Zuge der Geschäfte und Verhandlungen mit Bonn erweisen sich die verbliebenen Ideale und Ressentiment – Volkseigentum, soziale Sicherheit, Umweltschutz, Abrüstung und dergleichen – als lästiger Ballast. Und Personen, die diesen Ballast nicht rechtzeitig abwerfen können oder wollen, werden Stück für Stück ausgesondert. Das ist eben der Preis des Fortschritts.

Uns bleibt die Aufgabe, auch in diesem Heft die Konturen der neuen Zeit abzutasten und nach etwaigen verbliebenen Lebensräumen, vielleicht sogar Perspektiven Ausschau zu halten.

Erfreulich war, daß der Aufruf, den wir beim letzten Mal abdruckten, gegen die Bauspekulation in Berlin- Friedrichshain dort mehr Häuser zu besetzen, von Erfolg gekrönt war. Weniger erfreulich ist, daß jetzt sogar gewisse Personen bei der Vereinigten Linken zu spalten versuchen, indem sie zwischen „Altbesetzern“ und „Neubesetzern“ unterscheiden. Wir berichten demnächst mehr darüber.

Wie versprochen diesmal zum ersten Mal mit einem Zeitungsbearbeitungssystem und einer richtigen Druckschrift, die allerdings noch ein bischen groß und plump ist. In dieser Hinsicht und auch in Bezug auf das Layout können wir unseren Lesern demnächst weitere Verbesserung versprechen.

Leider hatten wir beim letzten Mal vergessen, die Namen der Fotographen und Graphiker anzuführen. Es war bei den Fotos zur Rosenthaler-Platz-Aktion Sebastian Mönnig. Die Photos von Nazis-Skins und Polizisten wurden von Theo Heimann und Marco Limberg von der Firma G.A.F.F. gemacht. Die Graphik stammt von Hans Mendau.

Ansonsten verbleiben wir mit besten Grüßen!
Eure Redaktion „telegraph“