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Erklärung: Brandtgefährlich – Kein Podium für Nationalrevolutionäre im Haus der Demokratie und Menschenrechte

Seit über 15 Jahren findet am 8. Mai im Berliner Haus der Demokratie und Menschenrechte eine Feier zum Tag der Befreiung vom Deutschen Faschismus statt. Wurde diese Feier zunächst ausschließlich im kleinen Rahmen von 50 bis 150 Teilnehmerinnen durch die Zeitschrift telegraph organisiert, bildete sich vor vier Jahren erstmals eine Vorbereitungsgruppe, die das Fest zu einem Haus- und Hoffest für alle Gruppen im Haus und für alle interessierten Menschen außerhalb des Hauses ausweitete. Das Fest hat sich zunehmend zu einem Erfolg entwickelt. Spätestens seit dem vorletzten Jahr geben uns die Besucherzahlen recht und zeigen: Dieses Fest ist richtig, wichtig und gewollt, durch eine Mehrheit im Haus der Demokratie und durch einen zunehmenden Besucherstrom. Hatten wir im letzten Jahr rund 500 BesucherInnen, so wurde diese Zahl in diesem Jahr noch weit übertroffen.

Gleichzeitig müssen wir aber auch feststellen, dass es eine politische Minderheit im Haus gibt, die ihren Zugriff auf die Entscheidungsgremien des Hauses der Demokratie nutzt, das Fest, unter anderem mit falschen Behauptungen wie: „auf dem Fest werden stalinistische Hymnen abgesungen“ zu diskreditieren.
Sie wollten unbedingt im Rahmen des 70. Jahrestags der Befreiung vom Faschismus über Stalinismus und die Nachkriegsgeschichte Europas debattieren. Die Beteiligung an dieser Idee blieb marginal, einzigst eine Veranstaltung findet im HdD dazu statt. Von einer AK Geschichte organisiert, steht sie unter dem Titel: Zwischen Befreiung und neuer Weltordnung der Blöcke. Eine Veranstaltung gegen alte und neue Mythen. Teilnehmer sind Peter Brandt (Historiker), Bernd Gehrke (AK Geschichte) und Renate Hürtgen (AK Geschichte, Moderation).

Auf dem Podium dieser Veranstaltung soll also Peter Brandt sitzen. Er ist Mitglied der SPD und ein Vertreter nationalrevolutionären Denkens, der in Medien der „Neuen Rechten“ publiziert. Damit ist er ungeeignet in einem Haus der Demokratie an einem Podium teilzunehmen.
Alle Versuche, die Organisatoren von seiner Ausladung zu überzeugen, wurden ausgeschlagen. So heißt es in einer Mail einer Veranstalterin und Kuratorin des HdD:

„… Wir haben uns dann mit der Frage auseinandergesetzt, ob wir eine Veranstaltung zusammen mit einer Person machen wollen, der der Jungen Freiheit ein Interview gibt und den Nachdruck eines Textes veröffentlichen läßt sowie eine, wenn auch kritische, Rede bei einer Burschenschaft gehalten hat. (…) Im Ergebnis (…) haben wir uns entschieden, die Veranstaltung wie gehabt durchzuführen …“
Alle Hinweise und Warnungen, die wir zur nationalen politischen Einordnung von Brandt gegeben haben, wurden bagatellisiert. Dass er seit den frühen 1980er Jahren Kontakte mit Ideologen der Neuen Rechten pflegte bzw. pflegt, mit ihnen gemeinsam Bücher schrieb und in Zeitungen der Neuen Rechten veröffentlichte.

Die Redaktion des telegraphs wertet die Einladung von Peter Brandt ins Haus der Demokratie und Menschenrechte als einen Akt gegen den Tag der Befreiung und einen Angriff auf den zwar ungeschriebenen, aber seit 25 Jahren gepflegten antifaschistischen Konsens im Haus der Demokratie und Menschenrechte.

Als ehemalige Mitglieder der linken DDR-Opposition, als Gegner von Rechts- wie Links-Nationalen und als überzeugte Antifaschisten distanzieren wir uns vom Auftritt von Peter Brandt im Berliner Haus der Demokratie und Menschenrechte. Wir bedauern, dass die entscheidenden Gremien im HdD nicht über die entsprechende politische Weitsicht verfügen, um eine solche Veranstaltung im Vorfeld zu verhindern und damit auch unabsehbaren Schaden für das Ansehen des Hauses der Demokratie und der Gruppen die darin arbeiten abzuwenden.

Redaktion telegraph
15. Mai 2015

Fußnote mit einigen Quellenangaben:
1982 veröffentlichte er [Peter Brandt] in dem Buch »Die Deutsche Einheit kommt bestimmt« zusammen mit Herbert Ammon einen Aufsatz mit dem Titel »Patriotismus von links«. Darin mutmaßen die beiden, dass die Deutschen nur wenig Empathie mit den Opfern des NS entwickeln könnten, da sie selbst Unrecht erfahren hätten. Dazu gehöre die durch die alliierten Besatzungsmächte »von außen auferlegte Not« und die »durch nichts zu rechtfertigende Vertreibung der Deutschen aus den Gebieten östlich der Oder und Neiße«. Des Weiteren beklagen sie die »territoriale Spaltung des deutschen Volkes«, sehen aber auch Hoffnung in der gerade aufkommenden Öko-Bewegung, da diese »die Schönheit alter deutscher Volkslieder« wiederentdecke.

Herausgeber des Sammelbands war Wolfgang Venohr, ehemaliges Mitglied der SS-Leibstandarte Adolf Hitler. Im Vorwort bezeichnete Venohr Deutschland wegen seiner Lage im Kalten Krieg als das »Territorium des zukünftigen Super-Holocaust«. Die »lebenserhaltende Quintessenz« west- wie ostdeutscher Politik könne daher nur lauten: »›Deutschland den Deutschen‹ oder ›kein deutsches Blut für Moskau oder Washington‹«. Brandt störte sich an diesen Thesen offenbar nicht, er beteiligte sich noch 2005 mit einem Beitrag an einem Gedenkbuch für den mittlerweile verstorbenen Venohr. Dessen Titel lautet »Ein Leben für Deutschland«, Herausgeber ist Dieter Stein, der Chefredakteur der Jungen Freiheit.

Das Interview mit der Jungen Freiheit [von 2010] war also ebenso konsequent wie 2009 die Beteiligung an dem Buch »Gegen Finanzdiktatur« von Jürgen Elsässer, in dem Brandt dessen nationalistische »Volksinitiative« lobte. Die Liste ließe sich weiterführen. Ein Hörbuch von Brandt zum Thema »Die Linke und die Nation« wird sogar vom »Deutsche-Stimme-Versand« der NPD verkauft.

http://jungle-world.com/artikel/2012/36/46186.html

Der Historiker Peter Brandt würdigte ihn [Venohr] am 4. Februar 2005 in einem Nachruf in der neurechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ als „eigenständigen Geist, dessen betont preußischer und schwarz-rot-goldener Nationalpatriotismus frei von besitzbürgerlicher Befangenheit und reaktionärem Spießertum war.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Venohr

Wir selbst (Eigenschreibweise: wir selbst) war eine deutsche Zeitschrift. Sie bezeichnete sich selbst als nationalrevolutionär ausgerichtet und zählte zu den Sprachrohren der Neuen Rechten.
Unter den Autoren: Peter Brandt

http://de.wikipedia.org/wiki/Wir_selbst

Stein, Dieter (Hg., Chefredakteur Junge Freiheit): Ein Leben für Deutschland. Gedenkschrift für Wolfgang Venohr 1925-2005.
Darin ein Beitrag von: Peter Brandt

http://www.telesma-verlag.de/index.php?korb=&autor=Stein,%20Dieter

Peter Kratz: „Rechte Genossen. Neokonservatismus in der SPD“, Kapitel 4

http://www.bifff-berlin.de/SPD4.htm