Monate: Januar 2018

Der Working-Class-Touch

„Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ (USA 2017), Buch/Regie: Martin McDonagh Von Angelika Nguyen Wie lebt ein Mensch, der ein schweres Trauma erlebt hat? Eine Mutter, deren jugendliche Tochter vergewaltigt, ermordet und verbrannt wurde? Und kein Mörder ist gefasst. So ein Mensch kann versteinern oder er kann aktiv werden. Mildred Hayes wird aktiv. Nach sieben Monaten der Trauer um ihre Tochter Angela und der Ergebnislosigkeit polizeilicher Ermittlungen in dem kleinen Ort Ebbing/Missouri ergreift Mildred die Initiative. Hier setzt der Film ein. Am Ortseingang sieht Mildred drei riesige, ewig nicht benutzte Plakatwände, sie steigt aus und begibt sich in die Landschaft mit den drei Billboards. In Mildreds Gesicht bewegt sich nichts, sie guckt nur. Die Größe ihrer Idee erzählt der Film mit anderen Mitteln: Musik und eine totale Landschaftsaufnahme, die die Dimension der Wände zeigt. So pathetisch werden wir in die Geschichte hineingezogen. Aber dann geht es sehr nüchtern weiter: Mildred handelt mit dem widerstrebenden Vermieter, der Ärger im Ort vermeiden will, die Monatsmiete für die Werbewände aus und gibt für jede Wand einen Satz in Auftrag: …

AUDIO-MITTSCHNITTE und VORHÖRER auf telegraph #133/134

Die zeitschrift telegraph präsentiert vier Audio-Mittschnitte von Autoren-Lesungen der Zeitschrift telegraph – im Rahmen des Literaturfestes: DIE WACHEN SIND MÜDE – Widerständige Literatur im Wandel der Revolutionen, am 6. November 2017 in der Fehre 6, Berlin Prezlauer Berg und – im Rahmen einer Veranstaltung zum 80. Jahrestages des Spanischen Krieges, am 13. Juni 2017, in der Kultur- und Schankwirtschaft BAIZ, Schönhauser Allee 26A, 10435 Berlin, las Gerhard Hanloser vorab einen Text, der im telegraph 133/134 erscheinen wird. Jannis Poptrandov – Die unwiderrufliche Notwendigkeit des großen Bumm Bumm Marek Winter – Subjekte in der Krise, aber keine Revolution am Horizont Florian Ludwig – Revolution? Um 7:31 Uhr von Bahnhof Gesundbrunnen, Gleis4 Gerhard Hanloser – Der Spanische Bürgerkrieg als Vater & Sohn Geschichte

Eine Frau sieht rot

Sie lebt mit ihren geliebten zwei Hunden in einem kleinen polnischen Ort der Sudety, der ehemaligen deutschen Sudeten, nahe der tschechischen Grenze, ist Mitte 60 und ein bisschen verrückt: Janine Duszejko, die darauf besteht, bei ihrem Nachnamen genannt zu werden. Wäre sie vollständig verrückt, könnte die Leute sie ignorieren, aber sie ist durchaus auch von dieser Welt: sie hat früher mal Brücken gebaut und unterrichtet jetzt noch Englisch an der örtlichen Grundschule.



Von Angelika Nguyen