Autor: Redaktion

Abschied via Skype, Kohlenschleppen in Kreuzberg, Eifersucht in Lissabon

12. Berlin-Film-Festival 13. – 20. April 2016 Von Angelika Nguyen Ein Spielautomatenknacker mit desolater Familie, ein traumatisierter deutscher Lehrer, ein Mädchen mit Schussverletzung aus Zentralafrika, ein Ex-Jugoslawe mit vier Pässen, ein aus Berlin stammender englischer Rabbi, ein kubanischer Video-Filmer, ein tapferer Kohlenhändler, Geflüchtete des Herbstes 2015, ein krankhaft eifersüchtiger Arzt, Ex-Models. – Eine bunte Mischung von Film-Figuren bevölkern wieder die Kinos des Berlin-Filmfestivals. Das Festival – mit Wettbewerben für diverse Filmformate und anderen Sektionen – hat sich gut etabliert in den letzten Jahren und erfreut sich guter Besuchszahlen. So unterschiedlich wie die Themen der Filme sind auch die Sorgen der Protagonistinnen und Protagonisten: Während im Westen oft Beziehungsprobleme, Einsamkeit, Psychologie und Sinnkrisen im Vordergrund stehen, sind Geschichten aus dem anderen Teil der Welt, die sich auch in Berlin abspielen können, geprägt von existenzielleren Erfahrungen wie Bomben im Balkankrieg, Überfälle kongolesischer Rebellen auf zentralafrikanische Dorfbewohner, Hunger, Entwurzelung, Flucht. Dass man als Besucher diese globalen Gegensätze im Stundentakt und mit immer neuen Geschichten erleben kann, ist einer der Reize des Festivals. Eine Quizfrage ist zuweilen: was hat …

Der Traum vom glatten Haar

„Pelo Malo“ Venezuela, Deutschland 2015, Buch und Regie.: Mariana Rondón

Von Angelika Nguyen

„Ich habe dich nicht lieb.“ sagt der 9jährige Junior zu seiner Mutter in der Küche in einem dicht bevölkerten Viertel in Caracas. „Ich dich auch nicht.“ antwortet die Mutter. Wann saßen sich in einem Kinofilm jemals Mutter und Sohn so unerbittlich gegenüber? Wann meinte je ein Dialog genau das, was er sagt und gleichzeitig das Gegenteil?

Auf der Jagd nach dem Kaddisch

„Son Of Saul“, Regie: László Nemes, Ungarn 2015

Von Angelika Nguyen

Oktober 1944. Vogelzwitschern, in der Unschärfe eine Wiese mit Menschen. Aus dem Nebel weicher Konturen nähert sich eine Gestalt der Kamera, bis sie nah in der Schärfe landet: Die Hauptfigur des Films, Saul Ausländer…

Geschichten aus der Krise

Nur eine kleine Nachricht im Januar 2016 ist die Information noch wert, dass gegenwärtig ein Drittel der Menschen in Griechenland ohne Krankenversicherung leben, weil sie schon länger erwerbslos sind. Seit 2010 tobt die Krise in Griechenland, frisst sich durch die Haushalte und kleinen Ersparnisse, durch die Familien, die Beziehungen, die Lebensläufe. Wie geht es den Menschen da in Griechenland heute, was empfinden sie, was denken sie, worüber streiten und unterhalten sie sich, was können sie noch essen, was können sie noch bezahlen, wohin noch flüchten? Wie sehen ihre Träume aus und ihre Albträume?

Die Krim schlittert von Krise zu Krise

Was geschieht auf der Krim nach der Sprengung der Stromleitungen aus der Ukraine im November 2015? Für Massenmedien in Deutschland herrscht immer noch Stromausfall, wenn es um den Zankapfel Russlands und der Ukraine im Schwarzen Meer geht. Soviel ist klar. Das Leben auf der Krim geht weiter, doch leichter wird es nicht.

Da braut sich was zusammen

Der Comic-Zeichner Michael Schröter aus Berlin Prenzlauer Berg hat eine neue gezeichnete Kriminalgeschichte veröffentlicht. „Türme, Keller, Hühnerställe“ ist der vierte Fall des Privatdetektivs Mäcke Hering, der auf eigene Faust in der Berliner Unterwelt der späten Zwanziger Jahre ermittelt. Mit seinen Methoden macht er sich nicht nur bei Hinterhof-Ganoven unbeliebt, sondern auch bei den Berliner Behörden. Jetzt steht seine Privatschnüffler-Lizenz auf dem Spiel.

telegraph #131/132 erschienen

Kommende Aufstände und Postkapitalismus ++ Neoliberalismus und Identitätswahn ++ Grüne und braune Nazis ++ Menschenmüllkippe ++ Tanzende Ratten am Abgrund der Hölle ++ Ein brennender Pfarrer ++ Tränengasschwaden in der Mainzer Straße ++ Befreiung und Niederlage ++ Fußball jenseits des Dnjestr ++ Hans-Dietrich stürmt den Gästeblock