Alle Artikel in: Osten

Kranzniederlegung durch Leninpioniere, Komsomolzen und Thälmannpioniere, Juli 1989.

Jugend vor Monumenten

„Ewiger Ruhm und Ehre den im Kampf gegen den Faschismus gefallenen Helden“ – so oder ähnlich lauten die Inschriften sowjetischer Ehrenmale, die an die Befreiung vom Faschismus erinnern sollen. Es gibt sie noch: vergessen und verwildert, gepflegt und restauriert, umgesetzt und unverstanden.

Ausstellungs-
eröffnung und Film

Ausstellungseröffnung: Fotografien des Frontkameramanns Jewgeni Chaldej aus der Sammlung Ernst Volland und Heinz Krimme.

Jewgeni Ananjewitsch Chaldej (1917 – 1997) hat als Kriegsreporter Bilder geschaffen, die weltberühmt wurden. Der Rotarmist, der die Fahne auf dem Berliner Reichstag hisst, gehört zu diesen Motiven. Der TASS-Fotograf war von 1941 bis 1945 an der Front, dokumentierte den Vormarsch der Sowjetarmee und die Eroberung Berlins, war Bildberichterstatter der Potsdamer Konferenz und der Nürnberger Prozesse. Doch er geriet in Vergessenheit. Erst kurz vor seinem Tode wurde Chaldej wiederentdeckt und gilt inzwischen weltweit als einer der bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts.

Kristallisierte Momente

– In neuen Fotobüchern geblättert von Jürgen Schneider Den Fotografen Stefan Moses (geb. 1928) interessieren seit 60 Jahren Sequenzen von je drei Fotos als Triptychon. Drei Momentaufnahmen derselben Szene als Überraschung. Er sieht in einem Triptychon keinen Spiegel, sondern einen Raum. »Und wenn es um ein Arbeitermonument geht, das vor seinem Abriß verhüllt wird, wobei einer der Arbeitskämpfer wie das eigensinnige Kind in Grimms Märchen die Hand aus der Verhüllung streckt, dann ist das, wenn wir es jetzt nachträglich betrachten und mit einer Geschichte begleiten, keine Momentaufnahme am Ort, sondern ein Zeitbild. (…) Stefan Moses nennt das einen ›moment fugitif‹.« Diese Zeilen von Alexander Kluge finden sich in dem Buch »Le Moment fugitif«, das Fotografien von Stefan Moses sowie Geschichten von Alexander Kluge enthält, die sich nicht dem entscheidenden Augenblick (le moment décisif) verdanken, sondern eben einem Zufall, einer Verlegenheit, einem Dämon namens Kairos, einem plötzlichen Irrläufer, der den kristallisierten Moment auslöst. Einen Moment, wie jenen, den Kluge in ›Nachts blinken die Telefone im Amtsraum der Macht‹ schildert. In einer der Nächte vor Heiligabend 1989 …

Nur ein winziger Moment

Die Neuverfilmung von „Nackt unter Wölfen“ als oberflächliches TV-Spektakel — Das TV-Drama beginnt so, wie man es aus Berichten von KZ-Überlebenden kennt: mit Schreien, Befehlen, SS-Uniformen in gleißendem Scheinwerferlicht, Hundegebell. KZ Buchenwald 1943. Die eine Gruppe Menschen in Uniform, die andere in zerschlissenem Zivil.

Fracturing
Europe

Im Ukraine-Konflikt spielt „der übliche Verdächtige“ bei internationalen Konflikten eine zentrale Rolle: Amerikanische und europäische Energie- unternehmen brauchten für ihre Investitionen dringend ein Assoziierungsabkommen zwischen Europa und der Ukraine.

Ostelbier und Westfranken

Es könnte also sein, dass viele Merkmale, die den Ostdeutschen zugeschrieben werden, älterer Provenienz als die DDR sind. Und selbst wenn das nicht stimmt, bleibt doch, dass die Vorurteile gegenüber den Ostdeutschen tiefe Wurzeln haben.

PEGIDA – Nie wieda!

Weihnachtsgruß von Neunundachtzigerinnen 25 Jahre nach dem Mauerfall PEGIDA – Nie wieda! Wir sind das Volk ruft ihr Freiheit Toleranz Welt offen meinte das ’89 Visa frei bis Hawai war die Devise Und: Die Mauer muss weg Ihr aber wollt: Visa frei nur für uns Die Mauer muss weg nur für uns Die Mauer muss her am Mittelmeer 25 Jahre nach Mauerfall Zusehen wollt ihr Wenn die Elenden der Welt An neuen Mauern sterben An euren Mauern Oder ihr dreht euch weg Um in Ruhe Gänsebraten zu essen Und Weihnachtslieder zu singen Jesus hätte gekotzt hätte er euch getroffen Habt ihr euch nie gefragt: Wer liefert die Waffen für die Bürgerkriege Die die Menschen vertreiben Wer hat der Welt den Neoliberalismus aufgezwungen Der sie in Ungleichheit Armut Not treibt Bei uns und im Süden der Erde Und wer hat die Klimakatastrophen produziert Die den Sahel zur Hölle machen Dabei pfeifen die Spatzen von den Dächern: Es ist das System das ihr nicht schnell genug bekommen konntet Dem ihr den ’89er Versuch geopfert habt Den Versuch …

Jubiläum ohne Jubelfeier

(neues-deutschland.de 26.11.2014) Ein kleiner Kreis links gebliebener DDR-Oppositioneller verteidigt mit der Zeitschrift «telegraph» seine Träume von ’89 Von Burga Kalinowski Der «telegraph» war eine wichtige Stimme im Wendeherbst 1989. Heute fehlt Geld für regelmäßiges Erscheinen – auch ein Befund zum Zustand der Republik im Jubiläumsjahr. Natürlich ist es langweilig: Mittlerweile feiert fast jeder Furz (s)ein 25-jähriges Jubiläum. Langsam artet das in Terror aus und übertrifft in puncto Pathos, Protz und Propaganda mühelos jede kommunistische Kalenderkampagne. Geschichte als Legitimationsdekor für aktuelle politische Schieflagen – freundlich formuliert. Man kann es auch Instrumentalisierung nennen, oder so ausdrücken, wie ein Mittfünfziger in Berlin: «Hinter den Politaltaren staut sich der Muff aus 25 Jahren», eine reimende Erinnerung auch an 68er Ereignisse. Nein, seinen Namen will er nicht sagen, aber sehr gern, dass er diese Jubeltermine satt habe. Die Bemerkung hat was, denn an diesem Abend findet im BAIZ, der Kultur- und Schankwirtschaft in der Schönhauser Allee, eine Diskussion statt – zum 25. Jahrestag der DDR-Oppositionszeitschrift «telegraph». Deshalb ist der Laden voll. Männer zwischen 35 und 65. Sie rauchen Club und …

Umschwinger umschwingen

Wie Geheimdienste lästige Arbeiten wie das Zersetzen sozialer Bewegungen effektiv an Nichtregierungsorganisationen auslagern Von Jenz Steiner (Dieser Beitrag ist in der Nummer 1 unseres politisch-literarischen Projekts Abwärts! erschienen. Mehr über die Zeitschrift Abwärts! können sie hier erfahren) Mit Wasserwerfern, Schlagstöcken und Tränengas lassen sich soziale Bewegungen nur punktuell bekämpfen. Was sind schon die groben polizeilichen oder militärischen Maßnahmen gegen nachhaltige geheimdienstliche Mittel? Die Methoden der Schlapphüte sind effektiver, wirken nachhaltiger und sorgen weniger für schlechte Presse, der man erst mit ausgeklügelten PR-Strategien wieder entgegensteuern muss. Die mühselige Schnüffelarbeit, die Finanzierung und Logistik lagern Nachrichtendienste auf der ganzen Welt inzwischen aus an Nichtregierungsorganisationen, an Stiftungen, Firmen und Forschungseinrichtungen mit harmlosem Anstrich und hoher Reputation. Mit welchen Mitteln und Methoden Geheimdienste dabei vorgehen, haben sowohl Aktivisten als auch Sozialwissenschaftler in den letzten Jahren aus ihren Blickwinkeln beleuchtet. Interessanter ist jedoch die Perspektive der Gegenseite. Im International Journal of Intelligence and Counterintelligience, einem Fachblatt für Schlapphüte auf der ganzen Welt, hat sich der pensionierte US-Abschirmdienst-Experte Eric L. Nelson ausführlich mit bewährten Geheimdienststrategien befasst, die einen Umschwung unter denen forcieren …