Tod eines ostdeutschen Berufsrevolutionärs
Ein Nachruf von telegraph-Redakteur Dirk Teschner auf Herbert Mißlitz
Ein Nachruf von telegraph-Redakteur Dirk Teschner auf Herbert Mißlitz
Vor 26 Jahren endete das Projekt Deutsche Demokratische Republik. Aus diesem Anlass wollen wir unseren vor Kurzem verstorben Autor Knofo noch einmal zu Wort kommen lassen.
Ja, es geht um Verliebtheit, um Liebe, Heiratspläne und Trennungsschmerz. Also so weit ganz normal. Nur, dass hier die Trennungen nicht durch die Paare selbst veranlasst wurden, sondern von der Weltgeschichte. Es geht um das Schicksal von koreanisch-deutschen Familien, die die Solidarität sozialistischer Bruderländer überhaupt erst zusammen gebracht, bevor die Spaltung des sozialistischen Lagers sie dann wieder getrennt hatte.
24 Jahre nach dem Ende der DDR stellt der telegraph 6 Fragen an Gregor Gysi
„Ewiger Ruhm und Ehre den im Kampf gegen den Faschismus gefallenen Helden“ – so oder ähnlich lauten die Inschriften sowjetischer Ehrenmale, die an die Befreiung vom Faschismus erinnern sollen. Es gibt sie noch: vergessen und verwildert, gepflegt und restauriert, umgesetzt und unverstanden.
– In neuen Fotobüchern geblättert von Jürgen Schneider Den Fotografen Stefan Moses (geb. 1928) interessieren seit 60 Jahren Sequenzen von je drei Fotos als Triptychon. Drei Momentaufnahmen derselben Szene als Überraschung. Er sieht in einem Triptychon keinen Spiegel, sondern einen Raum. »Und wenn es um ein Arbeitermonument geht, das vor seinem Abriß verhüllt wird, wobei einer der Arbeitskämpfer wie das eigensinnige Kind in Grimms Märchen die Hand aus der Verhüllung streckt, dann ist das, wenn wir es jetzt nachträglich betrachten und mit einer Geschichte begleiten, keine Momentaufnahme am Ort, sondern ein Zeitbild. (…) Stefan Moses nennt das einen ›moment fugitif‹.« Diese Zeilen von Alexander Kluge finden sich in dem Buch »Le Moment fugitif«, das Fotografien von Stefan Moses sowie Geschichten von Alexander Kluge enthält, die sich nicht dem entscheidenden Augenblick (le moment décisif) verdanken, sondern eben einem Zufall, einer Verlegenheit, einem Dämon namens Kairos, einem plötzlichen Irrläufer, der den kristallisierten Moment auslöst. Einen Moment, wie jenen, den Kluge in ›Nachts blinken die Telefone im Amtsraum der Macht‹ schildert. In einer der Nächte vor Heiligabend 1989 …
Die Neuverfilmung von „Nackt unter Wölfen“ als oberflächliches TV-Spektakel — Das TV-Drama beginnt so, wie man es aus Berichten von KZ-Überlebenden kennt: mit Schreien, Befehlen, SS-Uniformen in gleißendem Scheinwerferlicht, Hundegebell. KZ Buchenwald 1943. Die eine Gruppe Menschen in Uniform, die andere in zerschlissenem Zivil.
Es könnte also sein, dass viele Merkmale, die den Ostdeutschen zugeschrieben werden, älterer Provenienz als die DDR sind. Und selbst wenn das nicht stimmt, bleibt doch, dass die Vorurteile gegenüber den Ostdeutschen tiefe Wurzeln haben.
(neues-deutschland.de 26.11.2014) Ein kleiner Kreis links gebliebener DDR-Oppositioneller verteidigt mit der Zeitschrift «telegraph» seine Träume von ’89 Von Burga Kalinowski Der «telegraph» war eine wichtige Stimme im Wendeherbst 1989. Heute fehlt Geld für regelmäßiges Erscheinen – auch ein Befund zum Zustand der Republik im Jubiläumsjahr. Natürlich ist es langweilig: Mittlerweile feiert fast jeder Furz (s)ein 25-jähriges Jubiläum. Langsam artet das in Terror aus und übertrifft in puncto Pathos, Protz und Propaganda mühelos jede kommunistische Kalenderkampagne. Geschichte als Legitimationsdekor für aktuelle politische Schieflagen – freundlich formuliert. Man kann es auch Instrumentalisierung nennen, oder so ausdrücken, wie ein Mittfünfziger in Berlin: «Hinter den Politaltaren staut sich der Muff aus 25 Jahren», eine reimende Erinnerung auch an 68er Ereignisse. Nein, seinen Namen will er nicht sagen, aber sehr gern, dass er diese Jubeltermine satt habe. Die Bemerkung hat was, denn an diesem Abend findet im BAIZ, der Kultur- und Schankwirtschaft in der Schönhauser Allee, eine Diskussion statt – zum 25. Jahrestag der DDR-Oppositionszeitschrift «telegraph». Deshalb ist der Laden voll. Männer zwischen 35 und 65. Sie rauchen Club und …
(taz vom 4.12.2014) In den späten Achtzigern war der „telegraph“ eine wichtige Stimme der linken DDR-Opposition. Und noch immer findet die im Selbstverlag herausgegebene Zeitschrift ihre Leser. Ein Gespräch mit den Machern Interview Peter Nowak taz: Herr Wolf, Herr Schreier, beim 25. Jahrestag zur Maueröffnung kam die linke Opposition für eine eigenständige DDR nicht vor. Fühlen Sie sich manchmal auf verlorenem Posten? Andreas Schreier: Viele der Hauptforderungen von 1989 sind uneingelöst geblieben. Wir haben sie auch nach dem Diebstahl unserer Revolution durch die Medien und Parteien der BRD nicht vergessen. Damals wollten wir ein Ende der Überwachung und bekamen neue und viel perfektere Formen der Überwachung. Wir waren gegen Militarisierung, heute wird eine neue deutsche Verantwortung in der Welt gepredigt und an der Grenze zu Russland kräftig gezündelt. Das Recht auf Reisefreiheit endet heute vor Lampedusa und Demokratie, wenn überhaupt, vor den Toren der Banken und Konzerne. Vor einigen Monaten hieß es, der telegraph sei in der literarisch-politischen Zeitschrift Abwärts aufgegangen. Wieso produzierten Sie nun doch wieder eine eigene Ausgabe? Andreas Schreier: Die telegraph-Redaktion beteiligt …