Alle Artikel mit dem Schlagwort: DDR

Stasischuld und Sühne

„Gundermann“, Spielfilm, Dt.2018, Regie: Andreas Dresen

Von Angelika Nguyen

Die erste Szene spielt 1992. Gundermann sitzt im Wohnzimmer und singt das anrührende Lied von Vater und Mutter und Zuckerbrot, dazu Gitarre. Es ist ein Vorsingen, Gundermann sucht eine neue Band, fünf Leute hören ihm zu, wie er über seine Kindheit singt, seine Ost-Kindheit.

Polizei im-Einsatz, Foto: AG Timur und sein Trupp

Ist der Rechtsstaat intakt?

von Dietmar Wolf Am ersten August 2018 berichtete der Kölner Stadt-Anzeiger über ein Gerichtsurteil gegen eine Umwelt-Aktivistin, die an einer Protestaktion gegen die Abholzung des Hambacher Forst teilnahm. Laut Kölner Zeitung wurde sie zu neun Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt, weil sie angeblich und nach Auffassung des Richters, eine Gruppe von Aktivisten, die Böller auf Bundespolizisten warfen, „trommelnd unterstützte“. [1]   Dabei war es für den Richter unerheblich, dass sie selbst gar kein Böller geworfen hatte. Die Umwelt-Aktivistin wurde am 19. März 2018 bei einem Polizeieinsatz im Hambacher Forst vorläufig festgenommen und am folgenden Tag in Untersuchungshaft in die JVA Köln gebracht. Nach vier Monaten U-Haft eröffnet das Amtsgericht Kerpen am 24. Juli 2018 einen Prozess gegen die Aktivistin: Der Angeklagten wird nach §125a StGB ein besonders schwerer Fall des Landfriedensbruches und §224 StGB versuchte gefährliche Körperverletzung mittels Pyrotechnikeinsatz vorgeworfen. Haftgrund ist die Fluchtgefahr, da die Beschuldigte ihre Personalien verweigert und für das Gericht anhand der Sprachbarrieren erkennbar nicht aus Deutschland und nicht sicher aus der EU stamme. So soll durch die U-Haft die Durchführung des …

kommen.gehen.bleiben - Eine Buchrezension von Peter Nowak

Kommen. Gehen. Bleiben.

Eine Buchrezension

von Peter Nowak vorab aus telegraph #133/134

Für einige Wochen war Andrej Holm im Spätherbst 2016 bundesweit zum Politikum geworden. Kaum zum Berliner Staatssekretär für den Bereich Wohnen ernannt, stand er unter Dauerbeschuss von konservativen Medien und PolitikerInnen. Von Anfang an wurde ihm vorgeworfen, eine größere Nähe zu HausbesetzerInnen als zu HauseigentümerInnen zu haben. Als dann noch seine fünfmonatige Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit in der DDR, die eigentlich schon seit 2007 bekannt war, zum Gegenstand der Kampagne wurde, war sein Rücktritt nur noch eine Frage der Zeit. Mitte Januar 2017 vollzog er diesen Schritt dann. Seitdem arbeitet Holm als Berater für den Bereich Mieten und Wohnen für die Berliner LINKE. In der Öffentlichkeit ist es ruhig um ihn geworden.

„Ich wollte schick im Westen ankommen.“

„Der Ost-Komplex“ Dokumentarfilm von Jochen Hick, 2016

Von Angelika Nguyen

In seinen Lieblingssachen habe er sich damals auf den Weg gemacht, erzählt Mario Röllig (Jahrgang 1967), auf die Flucht über die ungarisch-jugoslawische Grenze, 20jährig: mit pinken Socken, schwarzen Lackschuhen, Karo-Jeans. „Warum denn das?“ fragt Hick verwundert. „Na, ich wollte schick im Westen ankommen, nicht so räudig.“ lautet die Antwort.

Bemerkungen zum Umgang von Robert Ide mit dem ‚Fall Holm‘ im Tagesspiegel

Von Ulf Kadritzke

Im Gegensatz zu der um Differenzierung bemühten Berichterstattung im Wissenschaftsteil des Tagesspiegels und zu dem politisch wie menschlich einfühlsamen „Einspruch“ von David Ensikat (vom 21. Dezember 2016) hat Robert Ide über den ‚Fall Holm‘ auf eine Weise und in einer Sprache geschrieben, die den Tagesspiegel nicht nur – was kaum verwundert – politisch eindeutig ausweist, sondern auch journalistisch beschädigt.