Das Programmheft zum telegraph Release #131/132 _ 2015/2016
im telegraph Archiv, als PDF zum downloaden.
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von Jürgen Schneider Der Ex-Biermösl Hans Well hat mit seinen Kindern die zweite CD vorgelegt. Diese Mir-san-mir-Blosn nennt sich Wellbappn, und der CD-Titel lautet »Schneller«. Wellbappn schont niemanden und nichts, Konfektionsgeschnatter ist deren Sache nicht, und die Liadl sind nicht immer unbedingt von politischer Korrektheit geprägt, wie sie so mancher protestantische Preiss einfordert. Zu einer heiteren bayrisch-fundamentalfolkloristischen Melodie macht sich die Familiencombo in ihrem ›Maut-Epos‹ lustig über die Stammtischpolterer der CSU, über »Seehofer und seine Doofbrindt-Buam«, die glaubten, die Eurobürger/innen mit ihrer Maut, einem typischen Produkt von Gehirnmauke, schröpfen zu können. In ›Hoeness-Passion‹ lässt Wellbappn den zu Haft verurteilten Wurst-, Fleisch- und Fußballmanager, dessen ganzes Streben selbstverständlich dem Wohl des FC Bayern gegolten hat, tönen: »Aba wart’s no, ihr neidigen Brüder, das wars noch nicht, ich komme wieder / i zahls eich z’rück, es Drecksbagasch – i bin net nachtragend, doch des gibt a Revasch.« Von einem völlig aus dem Ruder gelaufenen Fuaßball-Match der »F-Schüler Hausen gegen Riad« handelt das Lied ›Freundschaftsspiel‹. Angefeuert von seiner Mama – »Geh weita, Kevin, lass da nix gfoin und …
Die Buchmesse in Frankfurt am Main hat wieder mal geöffnet und kommt mit einer Flut neuer Bücher daher, von denen ich persönlich vermutlich 99% für Papierverschwendung halte, aber was soll’s: Ein Affenzirkus, getarnt als Klassentreffen. Und angeblich soll das Ganze auch noch „politisch“ sein. Die Frankfurter Buchmesse ist und war so politisch wie ein Kaffeekränzchen eben nur sein kann – nämlich gar nicht. Aber das nur unter uns.
Hellmuth Karasek, das »umtriebige, feinsinnige, provokative Literatur-Genie, die Lichtgestalt des Deutschen Literaturbetriebes« (BILD) ist tot. Wer erzählt uns jetzt Witze, da der »begnadete Witzerzähler« (NDR Kultur) nicht mehr ist, er, der seine lebenslange Begeisterung für das »Volksgut« Witz damit erklärte, dass er, der Witz, und »sei’s der ranzigste aus der Herrenrundeabteilung« (Jürgen Roth), »sein Türöffner in die Herzen der Frauen« gewesen sei. Wem wird Gremliza (KONKRET), der Karaseks Schreibe bereits 1975 als »Geseire eines Afterschreibers« bezeichnete, nun versuchen, Nachhilfe in Deutsch zu geben? Bei »dem allseits geschätzten Medienkasper Karasek« (Gremliza) aus der Nazi-Eliteschule war – wie wir wissen – die gewissenhafte Nachhilfe völlig für’n After. (JS) Foto: wikimedia.org CC0 1.0 Universal (CC0 1.0)
Dass der Mythos des Prenzlauer Bergs eben genau nur noch ein Mythos ist, sollte mittlerweile auch dem letzten Menschen mit klarem Verstand aufgefallen sein.
Der Journalist erwidert dem Staatsdiener, er denke gar nicht daran, seine Kamera abzugeben, es herrsche doch wohl noch Pressefreiheit in diesem Land. Der Gesetzeshüter erwidert: »Hier nicht.« Auf die Frage »Wo sind wir denn?« antwortet der Untergebene des CSU-Innenministers Herrmann, der nicht einmal ein ordentliche Polizeiuniform trägt: »Wir sind in Bayern. Und wenn es Ihnen hier nicht passt, können Sie ja wegfahren.«
Von Jürgen Schneider Das Museum Ludwig am Heinrich-Böll-Platz zu Köln zeigt noch bis zum 5.Juli eine großangelegte Retrospektive mit 250 Werken des 2010 gestorbenen Künstlers und Wahl-Kölners Sigmar Polke, die von New York über London an den Rhein gelangte. Der Wahl-Ire Böll hat uns stets verschwiegen, dass es in Ballycastle in der irischen Grafschaft Mayo eine exzellente Kombination aus einem Lebensmittel- & Zeitungsladen und einem Pub mit dem Namen »Polke« gibt. Viel lieber war dem rheinischen Katholen die irische katholische Kirche, die schon zu seinen Zeiten die ihm anvertrauten jungen Gläubigen in Schulen und Heimen traktierte, ausbeutete, quälte. Ein Alibi fand sich immer. Unter dem Titel »Alibis« werden im Ludwig Museum erstmals alle von Sigmar Polke genutzten künstlerischen Medien berücksichtigt. Bekanntlich war vor Polke kein Material sicher, selbst die in Irland wegen der verheerende Folgen zeitigenden Kartoffelfäule Mitte des 19. Jahrhunderts gefürchtete Feldfrucht nicht. Die Kartoffel ziert sein »Kartoffelhaus«. In Polkes Kölner Atelier ging es zuweilen zu wie in einem Chemielabor. Er experimentierte mit Silbernitrat, Lacken, Kunstharz, Schellack, unterschiedlichen Pigmentträgern, Eisenglimmer. Thomas Kapielski, Berliner, Schreiber, …
Neu im Kino „DORA oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern“, Regie: Stina Werenfels
Damit ist erneut ein Versuch gescheitert Politik und Literatur unter einen Hut zu bekommen. Was auf keine Kuhhaut geht, geht auch in keine Zeitung!